In Kölns wundervollster DIY-Garage gastierten Ende April die aus Boston kommenden Kal Marks. Das Trio spielte in Köln seinen ersten Deutschlandgig auf ihrer ersten Europatour. Mit drei Alben im Gepäck und dem Prädikat einer der explosivsten Liveacts Bostons zu sein, konnte man durchaus was erwarten von den lockeren und kontaktfreudigen Carl Shane (guitar, vocals), Michael Geacone (bass) und Alex Audette (drums). Das in letzter Zeit anhaltende gute Booking der Sollbruch Konzertagentur ist es abermals zu verdanken, dass nur einen knappen Kilometer vor meiner Haustür ein Favorite auftritt. Kal Marks wurde immerhin schon zwei mal auf ICG gefeatured.
Sicherlich auch aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades füllte sich das abgeranzte Aetherblissement nur knapp zur Hälfte. Die beiden lokalen Vorbands brachten ihre Fans und Freunde mit, was den Großteil der Zuhörer ausmachte. Das scheute die Vorfreude auf den melancholisch zerklüfteten Noiserock nicht. Neun Songs wurden in 45 Minuten performt, die bis auf den mir unbekannten Song “Kimmy” alle aus den letzten drei Longplayern stammen. Beseelt und gleichzeitig beherzt rockig fing das Set mit “Out In The Deep” an. Dann folgte das erste Ausrufezeichen mit dem neuen Song “Kimmy”. Dass die Gitarre ein klein wenig an Lautstärke vermissen ließ, wurde vom Publikum just angemeldet. Gitarrist und Sänger Carl Shane ließ sich dies nicht zweimal sagen und drehte den Verstärker auf. Dem darauffolgenden “Grand Mal”, ein Gletscherbruch im Noiserock mit ordentlich Blues und Experimentierfreudigkeit, stand dies ausgezeichnet. Mit den Songs “Mankind” und “Today I Walked Down To The Tree, Read A Book, And When I As Done I Went Back Inside” folgten für mich zwei Highlights. Das eine, “Mankind”, mit dem wohl griffigsten Manifest in der bisherigen Kal Marks Geschichte und das andere, mit seiner tragenden melancholischen Seite, wirkten beide wuchtig und wundervoll.
Ebenfalls beeindruckend war das sieben minütige “Coffee”, in dem abwechselnd die melancholischen Parts und die noisigen Ausbrüche sich die Klinke in die Hand gaben. Nach einer dreiviertel Stunde war dann das erste Deutschlandkonzert von Kal Marks vorbei. Die Band blieb noch für den ein oder anderen Plausch und punktete somit nicht nur musikalisch. Insgeheim muss ich zugeben, dass mir Songs wie “Loosed” oder “Dorothy” gefehlt haben. Nichtsdestotrotz wurden alle Erwartungen erfüllt. Die Band hat sich mit diesem Gig noch etwas tiefer in mein Herz gebohrt, so wie es sein sollte.
Kal Marks – Life Is Murder (live – Köln, 27.April2019)
Setlist:
- Out In Deep
- Kimmy
- Grand Mal
- Peaking
- Mankind
- Today I Walked Down To The Tree, Read A Book, And When I Was Done I Went Back Inside
- Coffee
- Life Is Murder
- Fuck That Guy