Eine schier herzergreifende Vorfreude tat sich auf, als man den Weg ins Gebäude 9 im Kölner Stadtteil Deutz aufsuchte. Nach dem Release seines zweiten Solowerks namens Winter Wheat besuchte John K Samson mit seiner Winter Wheat Band alte Freunde. Es war zugleich der erste Auftritt nach der offiziellen Bekanntgabe des Endes der Weakerthans. Ein Funke Hoffnung auf alte Weakerthans Songs reiste mit in Richtung andere Rheinseite. Schließlich bestand Samsons mitgereiste Band, mit Greg Smith am Bass und Jason Tait am Schlagzeug, aus alten Kollegen. Auch Christine Fellows, Samsons Ehefrau, am Keyboard ist mehr oder weniger ein Teil der Weakerthans gewesen, auch wenn nur als Liveunterstützung.
Es war der Tag an dem der Sommer begann. Der erste Maitag in NRW mit über 30 Grad. Was das für das Gebäude 9 hieß, war allen klar. Schwitzen! Nach den ersten Songs wurde einem gar noch wärmer. Samsons Stimme beseelte das Musikherz, Gänsehaut erlitt hier jeder Fan. Die Frage nach Wasser wurde mehr als bejaht und als quasi in gleicher Sekunde jemand “Bier” gerufen hat, war sich Drummer Jason Tait nicht zu schade eine Kiste Kölsch aus dem Backstagebereich zu holen. Das Set bot eine ausgewogene Mischung aus Neu und Alt. Aus Hits, Balladen und Rocknummern. Erste Befürchtungen, aufgrund der doch ausstrahlende Ruhe des neuen Albums, dass das Konzert hier und da gewisse Längen hat, verflogen gleich zu Beginn. Sun In An Empty Room vom letzten Studioalbum der Weakerthans aus dem Jahre 2007 war der erste Überraschungsmoment. So früh im Set haben das sicher nicht viele erwartet. Schnell wurde klar, hier kommen doch mehr Weakerthans Songs zum Vorschein als gedacht. Der Singlehit Postdoc Blues wurde mit einem schnörkellosen Übergang hin zum 2003er-Liebling Reconstruction Site dargeboten. Die erste Aufregung und die ersten Highlights waren schon jetzt Geschichte. Ein super Start – und es sollten noch viele Songs kommen. Folgend jedoch erstmal eine der ruhigeren Passagen mit Samsons Solosachen, die nicht minder schön sind, dennoch das Tempo rausnehmen. Poetisch erzählt der bärtige aus Winnipeg über Lebenswweisheiten, Philosophien, alte Leute oder Eishockeyspieler. Er könnte auch über einen Grießpudding mit Zimt singen – die ersten Reihen würden ihn immer noch anbeten. Die Songs, die Lyrics, die gesamte introvertierte und schüchterne Art, die Freundlichkeit, die Ruhe, die dieser Mensch ausstrahlt überflutet alles. Aside wird gewünscht und mit einem “No” gradlinig abgewehrt. Umso größer muss die Freude dieses Fans dann im Encoreteil gewesen sein, als Aside doch noch kam und gerockt wurde. Genauso gerockt wurde vorher schon bei Confessions Of A Futon-Revolutionist oder Plea From A Cat Named Virtute. Klassiker im Weakerthans Cosmos. Im Zugabenteil bot zudem Pamphleteer ein ganz persönliches Highlight. Ein Song, der wohl zu meinen Top 10 ever gehört. Der letzte Akkord gehörte wieder der Katze Virtute, die sich seit 2003 in John K Songs herumtreibt.
Ich kenne immer noch nicht diese magische Formel, die John K Samson besitzt – wie das möglich ist mit seiner Aura, mit den Songs und wie sie gesungen und gespielt werden, einfach so zu Punkten. Es müsste das zirka 14.Mal gewesen sein und es überwältigt einen immer wieder.
Setlist:
Select All Delete | Sun In An Empty Room (The Weakerthans) | Postdoc Blues | Reconstruction Site (The Weakerthans) | Alpha Adept | Vampire Alberta Blues | (Hospital Vespers) (The Weakerthans) | One Great City! (The Weakerthans) | 17th Street Treatment Centre | Bigfoot! (Skit – The Weakerthans) | Fellow Traveller | Confessions Of A Futon-Revolutionist (The Weakerthans) | The Last And | Plea From A Cat Named Virtute (The Weakerthans) | Cruise Night | Requests | Winter Wheat
Encore:
Pamphleteer (The Weakerthans) | Aside (The Weakerthans) | Utilities (The Weakerthans) | Virtute At Rest