Johannes Floehr & Andre Lux
Abendkasse (Eure schlimmsten Bühnenstorys)

Lektora Verlag
VÖ: 01.12.2021

“Was war Dein beschissenster Auftritt?” Diese Frage haben der Comiczeichner Andre Lux (“Egon Forever!”) und Autor Johannes Floehr (“Dialoge”) Kulturschaffenden von auf und hinter der Bühne gestellt. Mit mehr als 200 Anekdoten, die sehr kurzweilig zusammengestellt wurden, enthält das Buch einen ziemlich weitgefassten Erfahrungsschatz der hiesigen Kulturlandschaft. Aufgelockert wird das Ganze von einer Vielzahl an Comics, die “Abendkasse” zu einem wirklich lustigen Gesamtwerk werden lassen.

Und was soll ich sagen, bei vielen der Geschichten fühle ich mit den Künstlerinnen und Künstlern, habe ich doch ähnliches auch schon erlebt. Zum Beispiel 1996, als ich das erste Mal in der großen Stadt auftreten durfte (Köln). Unsere Vorband war wohl der heiße Scheiß in der Schule des Viertels, in dem wir auftreten durften. 150 Menschen die schier ausflippten und alles abfeierten, was von der Bühne kam. Im Anschluss dann wir. Und ja, der ganze Raum tanzte. Allerdings waren außer unseren drei Freundinnen nur noch der Tontechniker und sein sehr betrunkener Freund (“Ihr seid das heftigste, was ich je gesehen habe.”) da. Dass ich drei Lieder vor Schluss in die Bühne einkrachte – Ihr wisst schon Crossover, da wurde noch viel auf der Bühne gehüpft – war da nur konsequent.

In “Abendkasse” kommen Szenegrößen wie Deichkind, Donots oder Akne Kid Joe genau so zu Wort, wie Autorin Anja Rützel, Dirk Bernemann oder Micky Beisenherz. Besonders schön finde ich aber die Momente, in denen Menschen, die nicht auf der Bühne stehen, von ihren Erlebnissen erzählen. Kommt immer gut: Firmenveranstaltungen.

Herausgeber Andre Lux ist nicht nur Comic-Zeichner, sondern auch selbst Musiker, dem der Kleinkunst- bzw. Punkrockbereich sehr am Herzen liegt. Schließlich trifft man hier viele nette Menschen und darüber hinaus dient sie auch als eine Fundgrube der Inspiration für ihn. Nachdem Anfang 2021 auf einen seiner Comics (“Kilian der Backliner“) eine Vielzahl an Erfahrungsberichten anderer Künstler bei ihm eingingen, wuchs die Idee, daraus ein kleines Fanzine zu machen (“Für Spritgeld und Bier”). Hier kommt dann auch der Autor Johannes Floehr ins Spiel, der die Idee eines ganzen Buches in den Raum warf und es gemeinsam mit Lux umsetzte.

Hatte ich Euch eigentlich schon von dem Metal-Festival in der Nähe von Bonn erzählt, auf dem wir auftreten sollten? Das, wo eine Bong mit einer Kette an der einzigen Fressbude festgemacht war und jeder sich seine Mischung direkt am Essenstand machen konnte? Einziges Essen laut Aushang übrigens “Erbsensuppe zum Furzen”. Wir sind dann nach einer Stunde wieder gefahren, als der Veranstalter versuchte mit seiner Autobatterie Strom auf die Bühne zu bekommen, den es bis dato noch nicht gab. Aber auch mit der Autobatterie sollte es nicht klappen, da er ratzevoll wie er war, das Auto vorher gegen einen Baum auf dem Zeltplatz fuhr. Ja, good old times.

Ihr seht, mich holt dieses Buch ganz schön ab und wirft mich in meinen Erinnerungen Jahrzehnte zurück. Übrigens: Der Erlös des Buches geht an #handforahand, einen Solidaritätsfonds für Freie Bühnen- und Tontechniker:innen, Beleuchter:innen, Stage Hands und Veranstaltungshelfer:innen, die durch die Pandemie besonders betroffen sind. Eine Idee, die ich extrem unterstützenswert finde. Also, solltet Ihr noch ein Weihnachtsgeschenk suchen, Abendkasse eignet sich ganz hervorragend dazu.

Und beim nächsten Mal erzähle ich Euch dann, wie einmal die spanische Polizei nach unserem Konzert in Colonia Di Sant Jordi (Mallorca), die After Show-Party sprengte und unseren damaligen Gastgeber mit vorgehaltener Maschinenpistole aus der Bar begleitete.

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