Jim Bob
Pop Up Jim Bob
Cherry Red Records
VÖ: 14.08.2020

Es ist schon komisch, da ist man Fan einer Band, in diesem Falle von Carter USM, hat sich aber nach deren Auflösung nur sehr sporadisch mit den Soloprojekten der beiden involvierten Musiker beschäftigt. Das mag zum einen daran liegen, dass weder Jim Bobs Soloalben, noch Fruitbats Band Abdoujaparov in Deutschland in irgendeiner Form beworben oder im Plattenladen zu finden gewesen wären.

In Zeiten, in denen so gut wie jeder Song der Welt mit wenigen Klicks zu finden ist, kann man in einer ruhigen Stunde jedoch all das nachholen, was man die vielen Jahre zuvor versäumt hat. Zum Beispiel Jim Bobs Album “A Humpy Dumpy Thing” (2007) hören und feststellen, dass darauf mit “Battling A Bottle” mindestens ein Superhit zu finden ist. Jim Bob selbst hat allerdings irgendwann aufgehört, Songs zu komponieren. Er hat lieber Bücher geschrieben, von denen vor allem die beiden Carter USM-Biografien “Goodnight Jim Bob” und “In The Shadow Of My Former Self” nicht nur Fans zu empfehlen sind.

Meine Liebe zu diesem Künstler habe ich an einem Abend in London wieder neu entdeckt. Am 1. Oktober 2016 spielte Jim Bob ein Solo-Set voll mit Carter USM-Songs auf dem Indie Daze-Festival. 2.000 Menschen, die jeden einzelnen Song mitgesungen und abgefeiert haben und bei mir das nostalgische Gefühl hervorgerufen haben, dass diese Band wirklich etwas ganz besonderes war. Nun also ein neues Solo-Album. Nach sieben Jahren Selbstzweifel und einer immer weiter implodierenden Welt.

“2020 Have You Got No Pride. You Are Worse Than 2016, When Everybody Died. Your Celebrities Are Stupid. Your Politicians Suck. Your Promises Are Empty. 2020 What The Fuck.” (aus “2020 WTF!”)

Jim Bob war schon immer ein politischer Songwriter. Egal, ob Rassismus in der britischen Army, Kindesmissbrauch oder schlicht der satirische Blick auf die britische Regierung, der Wortwitz seiner früheren Texte ist bis heute ungeschlagen. Und er zieht sich bis heute durch seine Alben, die alleine schon wegen ihrer lyrischen Tiefe den Kauf wert wären. Auch musikalisch ist “Pop Up Jim Bob” vielseitig und ziemlich gut. Ich kenne kein Album von Carter USM oder Jim Bob selbst, in dem es nicht auch schwächere Songs gäbe. Die hohe Hit-Dichte hat dies aber immer irrelevant erscheinen lassen. Diesmal jedoch fehlt der ganz große Hit, dafür ist aber auch kein einziger schlechter Song auf dem Album.

“Thoughts And Prayers. To The Children Who Came Here. Gasping For Air In A Shipping Container. To The Family Of Five In The Capsized Rubber Dinghy The Victorian Boys Who Died. In The Government Chimney.” (aus: “#thoughsandprayers”)

Am Ende muss man sich mit diesem Album und den dazu gehörigen Texten ein bisschen beschäftigen. Wer ein Carter USM-Album erwartet, wird ein bisschen enttäuscht sein. Aber nur ein kleines bisschen. Denn seine neue Liveband The Hoodrats, die auch hier auf dem Album zu hören ist, macht einen ziemlich guten Job und gibt Jim Bob den nötigen Rückhalt. Und wie schrieb Jim Bob auf seiner Facebook-Seite? “As to whether it’s as good as Carter, I was interviewed about the album the other day and the person interviewing me said they were surprised how much it sounded like Carter. They were expecting something more acoustic or different somehow. Not quite as good. They said they loved the album and it reminded them a lot of Carter, ‘Post Historic Monsters’ in particular.” Und das trifft es ganz gut. “Pop Up Jim Bob” ist ein Album für Fans, ohne sich anzubiedern. Es ist ein Album, das Spaß macht, jedoch einen gewissen Anspruch hat. Vor allem ist es aber die Rückkehr eines großen britischen Songwriters, der oft verkannt wird, im Jahr 2020 aber so wichtig ist, wie lange nicht.

➤ Pre-Order Jim Bob auf Cherry Red Records

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