“Aber schreib nicht wieder so einen Fanboy-Artikel” ruft mir Simon noch hinterher, als wir uns heute morgen verabschieden. Gestern waren wir gemeinsam auf dem Jim Bob-Konzert im Kölner MTC und während Simon keine drei Lieder von Carter USM kannte, bin ich seit 25 Jahren Fan dieser großartigen Band, mit der Jim Bob in den 1990er-Jahren eine ganze Reihe von Hits in Großbritannien hatte. Aber gut, heute kein Fanboy-Artikel.

Wir kommen pünktlich um 20:00 Uhr am MTC in der Kölner Südstadt an. Vor dem Club ist nicht viel los und auch später werden lediglich um die 100 Zuschauer für Stimmung sorgen. Jim Bob, der mit Manager Marc, Keyboarder Christopher und seinem Roadie Mister Spoons unterwegs ist, scheint das nicht weiter zu stören. Er hat ganz offensichtlich gute Laune und startet mit “England” in ein fast zweistündiges Set. Während dieser zwei Stunden wird er ein paar Solosongs (“Mrs. Fucking Mac Murphy Teaches Food Technology”, “Victim”) sowie einen Querschnitt durch die früheren Carter USM-Alben spielen. Das Publikum freut sich über “Billy´s Smart Circus” oder “Impossible Dream”, während ich mitsingend am Rand stehe und den Alltag für einen Moment vergesse.

Natürlich ist Jim Bob nicht der begnadetste Gitarrist der Welt und nicht jeder Song funktioniert ohne Drum-Computer gleich gut. Wie unglaublich charmant und witzig sich der Musiker jedoch durch das Set spielt macht einfach Spaß. Auch die Kommunikation mit dem Publikum ist mehr als sympathisch, so dass auch die wenigen Zuschauer ohne Carter USM-Hintergrund eine gute Zeit haben. Dazu kommen Hits, die ich schon 1992 als kleiner Junge abgefeiert habe. In England ist Jim Bob ja immer noch eine bekannte Größe, was auch daran liegt, dass Carter USM dort zu Beginn der 1990er-Jahre einen Haufen Tonträger verkauft haben und bis heute von einer treuen Fangemeinde begleitet werden. Hierzulande ist es da doch verhältnismäßig ruhig um Jim Bob und Fruitbat geworden. Jim Bobs Bücher (die übrigens ganz hervorragend sind) wurden noch nicht ins Deutsche übersetzt und sind nur über seine Homepage bzw. dem englischen Verlag erhältlich, während Fruitbats Band Abdoujaparov in Deutschland so gut wie niemand kennt.

Mir ist das alles egal. Für mich ist Jim Bob einer der wenigen Künstler, bei denen ich meine Zurückhaltung etwas aufgebe und nach der Show, die mit “Touchy Feelings” und jeder Menge Seifenblasen endet, um ein gemeinsames Foto bitte. Was mir nun zum dritten Mal in meinem Leben passiert ist. Jemandem, mit dessen Songs ich mehr als nur eine dunkle Phase im Leben überstanden habe, in solch intimen Rahmen zu erleben, bedeutet mir viel. Womit wir dann doch wieder beim Fanboy wären. Aber was soll ich machen? Ich bin Fanboy und werde das auch immer bleiben. Und es hilft mir ungemein zu wissen, dass Jim Bob, dem ich damals als 14jähriger Junge per Brief nach den Gitarren-Akkorden seiner Songs gefragt habe (und die ich handschriftlich per Post zugeschickt bekommen habe), heute noch aktiv ist und sich dann im persönlichem Gespräch auch noch als unglaublich nett entpuppt. Danke dafür lieber Jim Bob. Meine Welt ist gestern wieder ein Stückchen besser geworden.

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