In The Pines
Interlude
Arctic Rodeo Records
VÖ: 20.08.2021
Das selbstbetitelte Debütalbum von In The Pines erschien 2008 und hatte einige starke Momente. Auf Albumlänge hat es mich aber tatsächlich nicht wirklich überzeugt. Die zum Teil sieben Minuten langen Stücke wurden mir einfach mit fortschreitender Spieldauer etwas zu anstrengend. 13 Jahre später erscheint mit “Interlude” ein zweites Album der Band aus Kansas City. Produziert von Bob Weston (Shellac) weiß das Quintett mit ihrer melancholisch-morbiden Mixtur aus Folk, Indie und klassischen Singer-/Songwriter-Elementen zu überzeugen – zumindest phasenweisen.
Als großer Fan von zweistimmigem Gesang und einer nicht zu penetrant gespielten Violine machen es mir In The Pines zu Beginn des Albums auch recht leicht. Der sehr getragene Opener “The Sun Is Going Down” wabert warm und entspannt aus den Boxen. Trotz seiner fast sechseinhalb Minuten Länge ein wirklich schöner Start, der etwa zur Hälfte noch einmal seine Stimmung verändert. Schön. Die bereits im vergangenen Jahr ausgekoppelte Vorab-Single “Bones” besticht hingegen durch eine selten gehörte Schönheit. Violinistin und Sängerin Laurel Morgan Parks und Lead-Sänger Brad Hodgson spielen sich hier die Bälle derart perfekt zu, dass mir sofort die Walkabouts zu Zeiten ihres Meisterwerks “Devil’s Road” einfallen. Es ist immer wieder bemerkenswert, zu welch großartigen Songs derart unbekannte Bands fähig sind.
Gegen Ende des Albums wird es mir dann jedoch etwas zu unkonventionell. In “Sorge” nervt mich darüber hinaus auch die Violine das erste Mal. “Come On In” ist mir hingegen ein klein wenig zu uninspiriert und das Instrumental “Moving On” hat sicherlich einen künstlerischen Ansatz – den mir die Band sicherlich auch erklären kann – aber anhören mag ich mir das Stück irgendwie trotzdem nicht noch einmal.
Und so ist “Interlude” ein anspruchsvolles und stellenweise sehr gutes Album geworden, wenn man sich eben auf diesen Anspruch einlassen möchte. Irgendwo zwischen meiner Verzweiflung, was gerade – während ich diese Zeilen schreibe – am Flughafen von Kabul passiert und der allgemeinen Frustriertheit, was unsere Bundeskanzlerkandidat:innen so von sich geben, habe ich momentan schlicht keine Kraft für solch ein Album. Aber hey, dafür kann die Band nun mal nichts.