Hi! Spencer
Nicht Raus, Aber Weiter
Uncle M Music
VÖ: 15.02.2019
Deutschsprachiger Indie-Rock mit Mut zur großen Geste, dem Herz auf der Zunge und Schweiß in den Augen. So kann man das neue Album von Hi! Spencer in wenigen Worten umreißen.
Hi! Spencer haben sich 2012 in Osnabrück gegründet und 2015 ihr Debütalbum “Weiteratmen” veröffentlicht. Nur ein Jahr später erschien dann die EP “In Den Wolken”, die klar machte, dass das Quintett um Sänger Sven Bensmann gekommen ist, um zu bleiben. Und geblieben sind sie. Mehr als eine Millionen Klicks auf Spotify, eine stetig wachsende Fan-Gemeinde (unter anderem zu erkennen an einem mit 500 Zuschauern ausverkauften Jahresabschlusskonzert im vergangenen Jahr in Osnabrück) und das Interesse der einschlägigen Presse sind ein beeindruckender Beweis.
Mit ihrem neuen Album “Nicht Raus, Aber Weiter” umreißt die Band nun die Grenze von der Jugend zum Erwachsenenalter mit all ihren Themen wie das Scheitern, die Liebe, Zukunftsangst aber auch die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, die es einem ja auch nicht unbedingt einfach macht – zumindest wenn man so tickt wie wir.
Mit seiner Orkan-haften Stimme, an die man sich jedoch erst einmal gewöhnen muss, besingt Frontmann Sven das Scheitern, das Wiederaufstehen und das Hoffen auf mehr. Es geht um Fernweh, um Orientierung und Aufbruch, manchmal auch um das große L-Wort. Zweitsänger und Gitarrist Malte Thiede reiht sich ein – beißend, fordernd. Die große Stärke ist die Eingängigkeit der Songs, die sich umgehend beim Hörer festsetzen und gespannt machen, was als nächstes kommt. Bereits der Opener “Weck Mich Auf” besticht durch eine wundervolle Gitarrenlinie, wummernden Bass und Zielgerichtetes Schlagzeug. “Weck mich auf, ich bin so weit weg von mir. Weck mich auf, damit ich weiß, ich bin noch hier” heißt es im Refrain und man bekommt eine grobe Ahnung, in welche Richtung es weiter geht. Allerdings klingen die Texte stellenweise ein bisschen arg gewollt, man kennt das ja mittlerweile alles schon.
Die Vorab-Single “Wo Immer Du Bist” reißt den Hörer mit, ist tanzbar und entschlossen – ein großer Refrain umarmt dich. Hier und da verstecken sich zwar kleine Momente des Durchatmens, aber nur um den Hörer im nächsten Moment wieder umzuhauen. Übrigens an dieser Stelle ganz schön produziert, wie ich finde.
Hi! Spencer machen auf “Nicht Raus, Aber Weiter” vieles richtig, auch wenn am Ende der ganz große Hit vielleicht fehlen mag. Szenegrößen wie Love A oder auch (frühe) Jupiter Jones sind aber in erreichbarer Schlagweite. Man darf also gespannt sein, was da noch alles kommen mag.