Helms Alee
Keep This Be The Way
Sargent House
VÖ: 29.04.2022
Polternd, noisy und mit einer Menge Herz – das ist Helms Alee neues Werk “Keep This Be The Way”, welches am 29. April via Sargent House das Licht der Welt erblickt. Das Sludge-Noise-Grunge Trio aus Seattle präsentiert dabei gekonnt eine wuchtige aber auch gefühlvolle Dynamik. Dana James (b/voc), Ben Verellen (g/voc) und Hozoji Matheson-Margullis (d/voc) bewiesen schon mit ihrem 2019er Werk “Noctiluca” ihr breites Spektrum zwischen brachial und verträumt. “Keep This Be The Way” legt nicht nur dahingehend eine Schippe drauf, sondern ist auch in seiner Machart, das technisch versierteste Album des Trios aus dem Nordwesten der USA.
Schon die beiden vorab veröffentlichten Songs “See Sights Smell Smells” und “Tripping Up The Stairs” verursachten bei mir Gänsehaut, aufgrund der nostalgischen aber trotzdem nicht staubigen Dynamik. Weit weg von jedweder auszumachender Struktur moderner Popsongs, klingen Helms Alee im Genre Noise, Grunge oder wie auch immer man die Machart bezeichnen will, eigenbrötlerisch und vehement zwanglos. So machen dröhnende, fiepende Gitarren und druckvolle Drums gerne auch mal Platz für einen sphärischen Zwischenpart, ein sich minutiös aufbauendes Intro oder für einen psychedelisch angehauchten Post-Grunge Pop. Kopfhörer auf, den Volume-Regler bis auf Anschlag und einfach treiben lassen. “Keep This Be The Way” ist aller Voraussicht nach für viele da draußen nicht zugänglich genug, da sich das Album seine eigene Welt zurechtlegt und im ersten Hören nicht unbedingt eine Konstante auszumachen ist. Wahrscheinlich unbewusst bewusst. Für mich bewegt sich bei traumwandlerischen Tracks wie “Guts For Brains” oder “How Party Do You Hard”, die Welt da draußen aber in Zeitlupe und ich genieße diese Spate der Musikkultur bis in die kleinste Faser. So tauchen immer wieder Schnipsel auf, die mich an die Melvins, Tool, Sparta oder sogar Sleater-Kinney erinnern. Melodien und Strukturen bauen sich in den verschiedensten Songs auf und wieder ab, werden poppig und soft, um dann wieder zerstörerisch zu wirken und ein Beben aus Gitarre, Bass und Drums auszulösen. Bei jedem Hören wird die Faszination größer und ich entdecke weitere Parts, bei denen es bei mir Klick macht. So zum Beispiel im knapp Sieben-Minuten-Epos “Do Not Expose To The Burning Sun”, im eher zur leichteren Sorte gehörenden “Mouth Thinker” oder im Titeltrack “Keep This Be The Way”.
Die Feinheiten, wie zum Beispiel rückwärts aufgenommene Beckenschläge, geschichtete Drums oder ein fragmentiertes Klavier sind dabei nur schwer rauszuhören. Zeigen aber, wie sehr sich Helms Alee ihren Sound auf “Keep This Be The Way” zurecht geschustert haben. Mit Erfolg. Denn nicht viel klingt derzeit so wie dieses Album. Jetzt warte ich nur noch ab, bis das grün/schwarze Vinyl eintrifft und ich am 23. Mai in der Kantine in Köln dem ganzen live zuhören kann.