hd hausmann
find a weight, form a ground

Self Released
VÖ: 05.08.2019

Im Jahre 2015 wurde ich auf den Künstler hd hausmann aufmerksam. Der Song “I Am Here And I Am Cold In The Water” begeisterte mich sofort. Und auch, dass nicht nur der Klang düster und tiefsinnig war, sondern dass auch der Künstler selber sozusagen unter Verschluss blieb. Ausser einem Soundcloud-Stream war damals nicht viel zu holen. Später erschien der Erstling “Wring The Moisture From The Surf”. Nun taucht hd hausmann plötzlich wieder in meinem Kosmos auf. Vier Jahre und drei Alben später. “find a weight, form a ground” heißt Album Nummer drei und erschien heute am 5.August digital.

Und mittlerweile ist so einiges Licht ins Dunkle gekommen. hd hausmann ist das Projekt von Liam Palmer der englischen Band Grass House, die bei uns in Deutschland eher unter dem Radar zu existieren scheint. Neben dem Debüt “Wring The Moisture From The Surf” (2015) veröffentlichte Palmer unter dem Pseudonym hd hausmann letztes Jahr die Platte “Into The Night, Holding”. Der typische hd hausmann Sound, und das wird schnell deutlich, dass es diesen gibt, konzentriert sich äußerst prägnant auf das Gesungene, die Lyrics. Die Musik scheint nur als begleitendes Objekt im Hintergrund zu fungieren und bricht selten aus oder spielt sich allzu pompös in den Vordergrund. So beginnt das vorliegende Werk “find a weight, form a ground” mit dem Stück “fruit” sehr behäbig und zurückhaltend. Stimmliche Ähnlichkeiten zu The National Sänger Matt Berninger oder dem von mir geschätzten Gabriel Bruce sind nicht von der Hand zu weisen. “fruit” klingt bittersüß. Klagend im Gesang und verspielt in der Begleitung. Auch das anschließende “recognise faces” sowie das pfeifende “a modern weight” besitzen eine gewisse Leichtigkeit. Grade zu passend, dass die stets zurückhaltende Instrumentalisierung spielend die im Vordergrund stehende Stimme trägt. Und faszinierend, dass eben ohne großes Tamtam, die Songs trotzdem eingängig wirken. Tiefsinnig sowieso. hd hausmann versteht “find a weight, form a ground” als Homage an Lyriker wie Maggie Nelson, EE Cummings, Lisa Robertson oder CP Cavafy. Die Songs haben alle einen Bezug zu Gedichten der genannten Autoren, zu Werken die hd hausmann beim Schreiben der Musik beeinflusst haben. Und die verfasste Musik schafft es inne zu halten und verleitet dich nahezu den Worten Palmers zuzuhören. “four poets” erinnert mich an den alten Joe Brown Klassiker “I’ll See You In My Dreams” und klingt tatsächlich etwas schnulzig, fast schon weihnachtlich. Auch das kürzeste Stück “sea breeze” besitzt einen leichten 80er-Folk-Touch und ist nichtsdestotrotz wunderschön. Höhepunkt des Albums ist das acht-minütige “ánoixi” am Ende. “ánoixi”, was aus dem altgriechischen kommt und übersetzt ‘Frühling’ heißt, nimmt dich auf eine weitaus psychedelischere Reise des hd hausmanns mit, als die anderen Stücke zuvor. Eine monotone Tonabfolge, wiederkehrende Themen, in die Länge gezogene und ausharrende Schönheit – hier heißt es Augen zu und treiben lassen. Ein schöner Abschluss, in der die Musik mehr wirkt und auch wirken soll und dich in einer Bolero mäßigen Steigerungsform zu packen versucht.

Für sein Projekt hd hausmann wurde Liam Palmer am Bass von Alex Oates unterstützt. Liveauftritte des Duos sind nur sporadisch geplant. Ob es einen physischen Release gibt, steht noch nicht ganz fest. Gedankenspiele kreisen um einen Release auf Kassette.

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