Have A Nice Life
Sea Of Worry

The Flenser / Deathwish Inc. Europe
VÖ: 08.11.2019

Wow. Nostalgischer Entwurf eines Post-, Indie und Neo-Wave Punks, der genauso stark zerbrechen wie verbinden kann. Have A Nice Life begeistern nahezu durchgehend auf ihrem insgesamt dritten Werk “Sea Of Worry”. Dabei wirkt die aus Connecticut kommende Band deutlich dynamischer und energiegeladener, als noch auf ihrem tragenden Vorgänger. Treibende, monotone Drums und klirrende Riffs eröffnen “Sea Of Worry” mit dem gleichnamigen Titeltrack. Das klingt unverbraucht und innovativ. Nicht unbedingt flächendeckend. Jedoch versuchen Have A Nice Life hier und da bestimmte Strukturen aufzubrechen. Das beflügelt beim Hören total, wenn z.B. das chorale Outro im Titeltrack einsetzt oder das verzerrte Bassbreak im anschließenden “Dracula Bells”. Das Album klingt ungehobelt und kommt ohne die ganz große Produktion aus. Das steht dem performten Genre ungemein und macht die Band um ein Vielfaches authentischer. Neben den griffigen Tracks “Sea Of Worry”, “Dracula Bells” gesellt sich mit “Trespassers W” wohl der poppigste Track der Platte hinzu. Und auch dieser Song klingt bei weitem nicht öde und geht vor allem gegen Ende des Songs eine äußerst attraktive ‘Gefällt mir’-Richtung. Noise-Fans werden mit dem Epos “Lords Of Tresserhorn” mehr als belohnt – ein melancholisch lautes Spektakel. Das 13 Minuten lange Outro in Form des Tracks “Destinos” beginnt mit einem ellenlangen Preacher-Monolog, welcher stilistisch zur Musik passt, rein inhaltlich mir aber gar nicht zusagt. Das anschließende Instrumental startet akustisch und formt sich zu einem pompösen Gesamtkunstwerk – hell exist.

2008 veröffentlichten die beiden Freunde Dan Barrett und Tim Macuga ihre Debüt LP “Deathconsciousness”, weitestgehend von der Masse unbeachtet. Ihre akustischen und langatmigen Post-Punk Essays entwickelten sich fortan. Have A Nice Life krönen nun ihren jetziges Schaffen mit dem mehr und mehr griffigem Indiesound, den shoegazigen Nuancen, dem Post-Punk und dem Noise. Eigentlich schon längst auf dem Abstellgleis gelandet, wurden Have A Nice Life elf Jahre nach ihrem Debütrelease vom niederländischen Roadburn Festival eingeladen, um “Deathconsciousness” in voller Länge zu performen. Das brachte die Band wieder zusammen. Man vollendete beiseite gelegte Ideen und fand neuen Mut eine Platte zu machen. Gegen die Furcht des Erwachsenwerdens, gegen sämtliche Lebensängste und -zweifel. Musik war schon immer die beste Therapie. Well done.

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