Haiku Hands
Haiku Hands
Mad Decent
VÖ: 10.09.2020
Seitdem ich Haiku Hands im letzten Jahr live erleben durfte, hat mich der äußerst agile Dancepop der drei Australierinnen durchaus gepackt. Die Singles “Dare You Not To Dance” oder “Squat” reanimierten meine heimliche Zuneigung für Popmusik. Nach weiteren Single-Veröffentlichungen steht nun Haiku Hands erster Longplayer in den Läden. Das selbstbetitelte Debütalbum vervollständigt den Blick auf die Band und spiegelt nicht nur das dancewütige Trio wider, welches wir von den exzentrischen Liveshows her kennen.
So beginnt das Album “Haiku Hands” in der Geschichte ganz vorne. Denn als Opener fungiert mit “Not About You” Haiku Hands erste offizielle Singleauskopplung. Ein Song der bereits 2017 veröffentlicht wurde. An Attraktivität und Energie hat der Song aber nichts eingebüßt und bringt das Debüt deftig nach vorne. Mit “Jupiter” und “On Set” sind ebenfalls zwei etwas ‘ältere’ Singles mit auf den Langspieler genommen worden, wohin gegen die bereits erwähnten “Dare You Not To Dance” und “Squat” fehlen. Dabei ist ‘fehlen’ sicherlich übertrieben, denn mit frischen Beats und Samples wie im Missy Elliott-sound-a-like Track “Mechanical Animal” oder dem heftigen “Super Villain” sind durchaus adäquate Nummern enthalten. In erster Linie lebt das Album aber von den bereits veröffentlichten Singles. Dazu zählen auch die in Ankündigung auf das Debüt veröffentlichten Songs “Manbitch” und “Fashion Model Art”, die beide auch die sozialkritischsten Songs auf dem Album darstellen. Erst nach und nach zündet der Rest. Der sommerliche Catcher “Sunride” ist zwar recht nice, geht mir aber ein wenig zu sehr in die Bravo Hits-Richtung. Da punkten mehr die Tracks, die mich an Bomb The Bass oder Westbams “Beat Box Rocker” erinnern, z.B. bei “Eat This Bass”. Während in den bass-gesteuerten Tracks immer ein ordentlicher Push und Antrieb, ja fast schon eine gesunde Aggressivität zu spüren ist, präsentieren Haiku Hands mit “Car Crash” sehr viel Gefühl oder mit “Jupiter” einen geschmeidigen Groove. So werden hier und da Facetten der Band sichtbar, die das ‘Singleleben’ bisher nicht wiedergegeben haben. Haiku Hands auf Albumlänge zu hören macht mir zumindest große Freude. Dennoch lebt die Band wahrscheinlich mehr von der Dynamik einzelner Songs und Singleauskopplungen.
Haiku Hands sind Beatrice Lewis, Claire Nakazawa und Mie Nakazawa. Im Hintergrund und bei Liveauftritten werden die drei von Künstlern wie Mataya Young, Joelistics, Hermitude, Mad Zach oder Sofi Tucker unterstützt oder gefeatured. Die Verknüpfung der Genres Hip Hop, Elektro, Punk und Dance scheint Haiku Hands zu liegen. 2019 durchbrachen sie das australische Outback und beschallten nach und nach alle anderen Kontinente. In Sachen Pop bescheren die rebellischen und durchaus Humor getriebenen Frauen ein gesundes und wohltuendes Update – mit einer richtigen und notwendigen Portion Feminismus, Sozialkritik und Cleverness.