H-Burns
Midlife

Vietnam / Because Music
VÖ: 29.03.2019

Erst mit seinem kürzlich veröffentlichten Werk “Midlife” wurde ich auf H-Burns aufmerksam. Dabei macht der Franzose seit ungefähr sieben Alben Musik. Die mir plötzlich vor die Füße geworfene Zugänglichkeit der aktuellen 11 Tracks des Renaud Brustleins, der Typ, der hinter dem Pseudonym H-Burns steckt, könnte man oberflächlich schon fast zum Easy-Listening Genre zählen. Kurzweiligkeit geht aber definitiv anders. “Midlife” besitzt eine gewisse Locker- und Unbeschwertheit und wirken trotzdem nach. Obwohl thematisch H-Burns durchaus typische Beziehungsproblematiken, Depressionen und glücklos endende Geschichten erzählt, erreichen die Songs einen gewissen Grad an Besänftigung, Glück und Frieden in einem.

Schon bei den ersten Klängen von “Tigress” spüre ich die Wärme und Zuneigung zur Musik. Du wirst erinnert an die Eels, an Herman Düne oder an Badly Drawn Boy. Das soll ein Typ in der Midlife-Krise sein? Wenn das Resumé jedenfalls so ausfällt und ich meine Altersdämonen mit solch liebevollen Klängen bekämpfen kann, why not? Die ungezwungene Art und Weise des Songwritings setzt sich im zarten Dreamcatcher “Actress”, in der eine Kellnerin ihr großes Glück als Schauspielerin versucht, fort und findet in den ersten 10 Minuten mit dem radiotauglichen “Crazy Ones” sicherlich ihren Höhepunkt. Mit Tracks wie “Leaving” oder “Pretty Mess” reflektiert H-Burns vor allem Vergangenes. Ein Resumé über verflossene Liebeleien und die nostalgische Sicht auf seinen Heimatort, das kleine Arbeiterstädtchen Römer-sur-Isère. Abgeholt wird der Hörer immer. Die Songs sind alle unwahrscheinlich smart und catchy. Egal, ob sie eher balladesque, solo am E-Piano, nur mit Akustikgitarre oder im minimalistischen Bandkonstrukt begleitet werden. Das hört sich alles so einfach an und vielleicht ist es genau das was deren Schönheit so ausmacht. Die Raffinesse steckt nicht in den Verwurschtelungen und zig aufgenommenen Spuren, sondern in einer prägnanten Melodie, einer defensiven musikalischen Begleitung und einem authentisch vermittelten Gefühl im Gesang. Das angesprochene “Pretty Mess” ist so voll von Gefühlen und das gegen Ende schüchtern strahlende “Dreamchaser” ist einfach überwältigend.

“Midlife” erschien am 29.März auf dem kleinen Indielabel Vietnam, vertrieben bei Because Music, und gehört schon jetzt zu den Alben, die ich garantiert nicht vergessen werde und ein Zeichen, dass ich mich durch das musikalische Schaffen des H-Burns durchhören muss. Denn wenn neben den Vergleichen von Eels, Herman Düne, Badly Drawn Boy auch noch von Grandaddy, Lemonheads, Kurt Vile, Andy Shauf oder Bear’s Den zu lesen ist, sollten die Lauscher schon mal gespitzt werden.

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Lingby
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