Golden Streets Of Paradise
Throes
Steadfast Records
VÖ: 15.01.2021
Es soll vorkommen, dass ich nachts nicht schlafen kann. Die Pandemie, die Sorge um die Familie mit den beiden kleinen Kindern und der Stress auf der Arbeit, das alles nagt ein bisschen an der Psyche. Im Moment ist es für einen Großteil von uns nicht einfach. Was häufig hilft – mir zumindest – ist Musik. In den vergangenen Tagen habe ich mich zum Beispiel intensiv mit dem neuen Album von Golden Streets Of Paradise beschäftigt. “Throes” ist der perfekte Bastard aus Melancholie, Hoffnungslosigkeit und dem Wunsch, dass doch noch alles gut wird.
Ob tatsächlich alles gut wird, bleibt eher offen. Die zweite Single “When This Light Burns Out“ gibt am Ende des Albums keine eindeutige Antwort, ist musikalisch aber einer der besten Songs der vergangenen Monate. Das Duo Adam Boose und Myk Porter kennt sich schon recht lange. Die beiden spielten bereits in der von mir extrem geschätzten Indierock-Band Brandtson. 2018 veröffentlichten die Golden Streets Of Paradise ihr Debütalbum “World War“, das zwar einige gute Kritiken erhielt, aber alles in allem unter dem Radar bliebt. Musikalisch haben Golden Streets Of Paradise nun einen weiteren kleinen Schritt nach vorne und in die Eigenständigkeit gemacht. Die zehn Songs auf “Throes” klingen homogen und stimmig. Die Stimme von Myk Porter bleibt unverkennbar, was mich trotz der Eigenständigkeit immer sehr wohlig an alte Brandtson-Tage erinnert. Das Drumming und vor allem die von Boose programmierten Klangteppiche lassen die düstere Grundstimmung sehr präsent aus den Boxen schallen. Nur selten brechen die beiden mit dieser Melancholie. “Collide (Bury My Heart)“ ist einer dieser Songs und eines von vielen Highlights, was vielleicht auch daran liegt, dass er deutlich poppiger nach vorne geht und demnach etwas hervorsticht.
Bemerkenswert ist zudem, wie sehr sich die Band an den 1980er-Jahren orientiert. Das ist ja seit einigen Jahren wieder en vogue, hier aber derart unstylisch in Szene gesetzt, dass es schon wieder gut ist. Klar, The Police muss als Referenz herhalten, aber eben auch Skinny Puppy, die man zumindest hierzulande nicht so sehr auf dem Schirm haben dürfte. Dieser kleine aber feine Gothic-Ansatz macht “Throes” gleichermaßen interessant wie einzigartig. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber es ist eben auch extrem schwierig die Band zu beschreiben, ohne den Leser dabei auf eine falsche Fährte zu locken. Aber wozu haben wir Video-Portale und Streamingdienste?
Wie bereits das Debütalbum erscheint auch “Throes” auf Steadfast Records, dem Label von Matt Traxler, der früher ebenfalls bei Brandtson gespielt hat. Irgendwie ist es schön zu sehen, dass die Jungs immer noch zusammen aktiv sind. In den vergangenen Tagen habe ich einer weiteren Indierock-Band vergangener Tage bei ihrer öffentlichen Demontage zugucken können. Wie sehr sich die Mitglieder von Weston da auf den verschiedenen Social Media-Kanälen zerlegt haben, war schon beachtlich. Aber das hat hier eigentlich nichts zu suchen. Es macht mir alten Musik-Romantiker aber noch mal deutlich, dass die Beziehung Steadfast und Golden Streets Of Paradise eine ganz wundervolle ist (hoffentlich). Übrigens, Steadfast hat wie immer verschiedene streng limitierte Vinylvarianten am Start. Zum Shop geht es hierlang: