Girls In Synthesis
Now Here’s An Echo From Your Future
Harbinger Sound
VÖ: 28.08.2020
Seitdem die Promoausgabe von “Now Here’s An Echo From Your Future” vor mir liegt und ich mir immer wieder die Songs des Debütalbums der Engländer Girls In Synthesis anhöre, pendel ich zwischen unfassbar stark bis übelst nervig. Die Band zerstört meine Trommelfelle, mal weil ich zu sehr aufdrehe, mal weil ich es nicht aushalten kann. Der schroffe Post-Punk labt sich genüßlich an einem nostalgischen 70er Inselpunk und einem nicht totzukriegenden Noise a la METZ, A Place To Bury Strangers und Co. Ohne es despektierlich auszudrücken, klingen Girls In Synthesis wie Boy Divisions Profiklon mit eigenen Songs. Unlängst bestätigte mir Boy Division Drummer Boy Bernd “Die würde ich echt mal gerne live sehen. Generell möchte ich aber auch gerne mal wieder was live sehen”.
Ursprünglich sollte die Platte bereits im Mai rauskommen. Aufgrund der weltweit immer noch aktuellen Pandemie-Situation entschied sich das Trio die Platte auf Ende August zu verschieben. Dabei hätten die energischen Songs durchaus schon vorher ihre kraftvolle Wirkung zeigen können. Vermutlich war es aber die Hoffnung im Spätsommer mit der ganzen Schose durch zu sein. Pustekuchen. “Now Here’s An Echo From Your Future” wirkt trotzdem und entwickelt sich bei mir zu einer Art Hassliebe. “Arterial Movements” – großartig. Dröhnender Einsteiger, der Noise, Punk und in Nuancen auch Pop miteinander vermischt. Mit “Pressure” stellen Girls In Synthesis den Hörer schon auf die Probe, während der vermeintliche Hit “The Images Agree” vor allem METZ-Fans begeistern wird. Das geht ganz schön auf die Zwölf, ist laut, verzerrt und schonungslos noisy. Interessant wird die Platte besonders, wenn die Band ihren Stil variiert. So wie im deutlich experimentierfreudigeren “Set Up To Fail”, der mit einem starken, penetranten Outro besonders um Aufmerksamkeit buhlt. Oder im für mich punkigsten und stärksten Songpaar “Human Frailty” und “They’re Not Listening” – welches in Combo auf den Zug um Fontaines D.C. spielend aufspringt und im nächsten Takt zeitlos an einen klassischen Punk der Buzzcocks erinnert. Derweilen gibt es aber auch Momente, in denen ich äußerst schnell die Lautstärke ganz runter fahre. So wie bei der letzten Minute des Closers “Tirades Of Hate And Fear”. Zur Zeit geht “Now Here’s An Echo From Your Future” einfach nur dosiert durch die empfindlichen Lauscher.
Die Roughness der Platte, das Rohe und Vakante ist der DIY-Produktion absolut anzumerken. Alles andere würde auch nicht passen. Ebenso wie die behandelnden Themen von politischer und gesellschaftlicher Frustration – gespickt mit Wut und Ärgernis über Dinge wie Medienkontrollen, Klassenunterschiede oder im generellen einer unversöhnlich wirkenden Welt. Neu ist das alles nicht, fetzt aber in Sprache und Instrumentierung – dosiert, wie gesagt. “Girls In Synthesis can truly be classified as the most important underground band in the UK” steht da im Pressewisch. Also, abwarten und hoffen, dass dieser unbequeme Punk bald live zu uns kommt.