2010 bin ich mal für Crazewire, mein altes Musikmagazin, auf einem Frank Turner-Konzert gelandet. Ich kannte den britischen Songwriter überhaupt nicht, wohnte aber nur einen Steinwurf vom Zakk in Düsseldorf – wo er damals auftrat – entfernt. Also bin ich hin. Ohne Erwartungshaltung, außer die, auf ein kühles Feierabendbier. Das Zakk war damals ausverkauft. Viele Leute sahen aus, als ob sie direkt von der Arbeit zum Konzert gekommen wären. Es war ein auffallend bunt gemischtes Publikum, das mir auf Anhieb gefiel. Lange Rede kurzer Sinn, an diesem Abend bin ich Fan von Frank Turner geworden.
Leider hat mich der gute Frank in den vergangenen Jahren auf Platte nicht mehr überzeugen können. Ich bin aber auch ein bisschen mit diesem Singer-/Songwriter-Kram durch. Zuviel Mittelmaß und zu viele Karohemden und Holzfäller-Bärte. Trotzdem wollte ich mir Frank Turner natürlich noch einmal anschauen – wenn er schon mal in Düsseldorf spielt. Eine Entscheidung die ich, so viel vorweg, nicht bereuen sollte.
Von der ersten Band Xylaroo bekomme ich leider nur den letzten Song mit. Der Libanese um die Ecke der ehemaligen Philippshalle ist zu gut, um dort vorher nicht noch etwas essen zu gehen. Und einen Abend ohne Kind aber mit Frau sollte sinnvoll genutzt werden.
Heimlicher Grund, warum ich (auch) zu diesem Konzert wollte, ist die zweite Vorband PUP. Die Kanadier gelten als tolle Live-Band und ich hatte es noch nicht geschafft sie live zu erleben. Ganz ehrlich, der Auftritt hat mich dermaßen überzeugt, dass ich auf der Tribüne sitzend kurz überlege, ob Frank Turner das überhaupt toppen kann. Punk, Grunge, Indie, Slacker, Rock, Garage, irgendwie findet man bei PUP alles. Dargeboten in einer Intensität, die ich bemerkenswert finde, denn man merkt der Band an, dass sie eigentlich in einen kleinen Club gehört. Mit der großen Bühne (und dem zu Beginn doch stark verhaltenen Publikum) scheinen die Jungs jedoch noch zu fremdeln. Ich muss mir die Band auf jeden Fall noch mal anschauen. Hoffentlich in einem nach „Pisse riechendem Kellerloch“. Bevor die Band dafür tatsächlich zu groß wird.
Fotos: Kim Presper
Frank Turner kommt nach einer erfrischend kurzen Umbaupause auf die Bühne und ist über alles erhaben. Die Idee, dass ihn eine Vorband an die Wand spielt ist natürlich völliger Quatsch. Seine Band, die Sleeping Souls, sind tight, gut gelaunt und extrem sicher in dem, was sie abliefern. Der Meister selbst hüpft, singt und rennt über die Bühne und hat die Halle, die nicht ganz ausverkauft zu sein scheint, sofort in der Hand. Der Hit “Recovery” wird bereits als vierter Song gespielt. Spätestens ab da hat er wirklich leichtes Spiel. Sympathische Ansagen, eine deutsche Version von “Eulogy” und weitere Hits wie “Be More Kind” und “The Road” zeigen die großartige Entertainment-Qualität des Musikers.
Nach dem unvermeintlichen Solo-Part gibt es noch vier weitere Zugaben, so dass Frank Turner mit seinen Sleeping Souls am Ende des Abends knappe 25 Songs gespielt hat. Das Publikum ist happy und der Rezensent wieder versöhnt. Toller Abend, der noch davon gekrönt wurde, dass der Nachwuchs zu Hause friedlich schlummerte und die Babysitterin vor keine unlösbaren Probleme gestellt hatte.