Foxing
Nearer My God

Triple Crown Records
VÖ: 10.08.2018

Foxing hatte ich bis dato gar nicht auf dem Schirm. Mit Nearer My God veröffentlicht das aus St.Louis kommende Quartett nämlich schon ihr drittes Album. Vielleicht mag es daran liegen, dass Foxings Diskographie etwas langsamer voranschreitet. Ihr Debütalbum The Albatross erschien 2013, der Nachfolger Dealer erschien dann erst 2016. Für den nun dritten Lonplayer nahm man sich fast 3 Jahre Zeit, um die zwölf Tracks zu schreiben und fertigzustellen. Was dabei rausgekommen ist, überrollt dich quasi in den ersten 5 Tracks und macht erst beim schmachtenden “Garden State-Look A Like” Five Cups eine Pause. Schier überwältigend ist der Ideenreichtum, die Warmherzigkeit, die Kraft und die Hingabe in den Songs eins bis fünf.

Der sanfte Einstieg mit den ersten 100 Sekunden von Grand Paradise und die dann dynamisch wunderbar auftrumpfende Wucht, die dann voller Anmut in einen immer mehrstimmig gehaltenen, langgezogenen Refrain endet ist einfach perfekt. Das nach der gleichnamigen Novelle von Kurt Vonnegut benannte und im Anschluss folgende Slapstick besitzt eine ähniche Struktur, wirkt aber in seinen Refrainparts nicht ganz so wild und etwas sanftmütiger. Song Nummer drei, Lich Price, ließ mich sofort in eine andere Welt fliehen. Dieser Song hat was Magisches an sich. Genauso wie Track Nummer 5: der Titeltrack Nearer My God ist ein so verdammt gutes Stück Musik, dass mir schier die Worte fehlen. Da kommen die Aufnahmen des Songs in Japanisch, Französisch, Spanisch und Deutsch noch als witziger Bonus obendrauf (nicht auf dem Album enthalten). Da sind überall wundervolle kleine Melodien versteckt, Strukturen aneinandergekettet, die die Kombination aus einem Brand New, Death Cab For Cutie und Bon Iver Fan sofort packen müsste. Foxing präsentieren somit einen wunderbaren, tiefwarmen Indierock mit Folk, Indietronic und Post-Rock Elementen. Der berührende und pompöse Sound ist sicherlich auch auf die Produktion zurückzuführen. Hier bekamen Foxing Unterstützung von Chris Walla (Ex-Death Cab For Cutie und Produzent bei The Decemberists, Nada SurfWilliam Fitzsimmons, Telekinesis) und Joe Reinhart (Produzent bei Hop Along, Modern Baseball).

Leider verfallen Foxing nach dem neun Minuten Epos Five Cups etwas in einen nicht nachzuvollziehenden Kitsch, der fortan mehr an M83, orientierungslosem 80er Sound und naiv gehaltenem Mainstreamrock erinnert. Irgendwas ist anders und die genannten Vergleiche zuvor passen nicht mehr ins Bild. Klar, zeigt es einerseits die Vielfältigkeit der Band, den Mut und die Unabhängigkeit. Auf der anderen Seite sind die massivst guten Ideen, nach meinem Hören, alle in den Anfangsminuten des Albums aufgebraucht. Größte Schwachstellen sind hier Heartbeats, Trapped In Dillard’s und Crown Candy, bei dem der an Can’t Take My Eyes Off You erinnernde Bridgeteil sämtliche Nackenhaare aufstellen lässt. Einzig Bastardizer besitzt eine ähnliche Strahlkraft, wie die Songs zu Beginn. Won’t Drown bekommt nach einem gewöhnungsbedürftigen Anfang grade noch die Kurve.

Nichtsdestotrotz. Foxing haben ein wundervolles, innovatives und vielschichtiges Album gemacht, mit zwei Gesichtern. Und einem unfassbar guten ersten Teil, der mich so angefixt hat, dass ich die von meinem Hören aus gesehenen Experimente in so manchen Tracks gegen Ende des Albums auch mal verdrängen kann.

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