Fontaines D.C.
A Hero’s Death

Partisan Records / PIAS
VÖ: 31.07.2020

Nach ihrem großartigen Debütalbum “Dogrel” legen die Iren von Fontaines D.C. nur ein Jahr später mit neuem Album nach. “A Hero’s Death” nimmt gekonnt den Staffelstab seines Vorgängers auf, bleibt aber im Gesamtpaket deutlich exzentrischer. Dass das Quintett überdurchschnittlich eigen ist, konnte man 2019 nicht nur an Hits wie “Boy In The Better Land” oder “Liberty Belle” hören, sondern auch in ihrer Liveperformance stets beobachten. Die Mischung aus eingängigen, druckvoll und treibendem Post-Punk, verknüpft mit einer überzeugenden ‘Gegen-den-Strom’-Haltung zog und zieht nach wie vor an. Während der Titeltrack und die gleichzeitig erste Singleauskopplung “A Hero’s Death” noch eine Fortsetzung mit gleicher “Dogrel”-Durchschlagskraft prognostizierte, zünden die restlichen zehn Songs des Zweitwerks zwar später, dafür aber um einiges intensiver.

Mit den Albumopenern “I Don’t Belong” und “Love Is The Main Thing” unterstreicht das Quintett um Sänger Grian Chatten eine in den letzten Monaten sich entwickelnde Fontaines D.C.-Attitüde. Eine provozierende Abgeneigtheit und ein stets bewusstes Alleinstellungsmerkmal. Der Masse entfliehen und dennoch genau das abliefern, was unheimlich anziehend ist. Das hat schon was, wenn eine gewisse Angepisstheit genauso ausgedrückt wird. “Love is the main thing, tired of embracing, alwaysly floating, never devoting.” Der nörglerische und in seinen Auswüchsen begrenzte Gesang von Chatten wirkt hypnotisierend und später im Werk, in Songs wie “Televised Mind” oder “Living In America”, wie ein Pamphlet irischer Widerstandskämpfer. Faszinierend wie sich eine augenscheinlich negative Grundhaltung in einen durchweg von positiver Energie geladenen Post-Punk verwandeln kann. Doch sticht diese Negativität eben nur oberflächlich ins Mark. Genauer betrachtet ist die Flut an lyrischen Ergüssen immens. Es bleibt düster, nicht aber ohne Hoffnung, Widerstand, Stärke und Mut einzutrichtern. Was textlich dabei rauskommt ist poetisch beeindruckend. Da packen dich so moviehafte Zeilen wie “I was there when the rain changed direction and fled to play tricks with your hair – overlooking them, there. And it’s all coming back and you’re prowling the track like a cat – on the back of a chair.” wie es in “A Lucid Dream” rausgehauen wird oder wirken wie ein wachrüttelndes Manifest wenn in “A Hero’s Death” unter anderem gesungen wird: “Life ain’t always empty”, “Tell your mother that you love her” oder “When you speak, speak sincere. And believe me friend, everyone will hear.” – Grundregeln.

Neben einem äußerst entschlossenen und nach vorne preschenden Post-Punk kann Fontaines D.C. aber auch anders klingen. Offensichtlich war der Band der schnulzige Output mit den Songs “Sunny” oder “No” nicht genug, so dass mit “Oh Such A Spring” der ganz persönliche Fontaines D.C.-“Nothing Else Matters”-Moment generiert wurde. “I watched all the folks go to work. Just to die. And I wished I could go back to spring again.” höre ich dann doch tausend Mal lieber als einen totgenudelten Klassiker.

Glück im Unglück könnte man meinen. Denn während Sänger Grian Chatten, die Gitarristen Carlos O’Connell und Conor Curley, Bassist Conor Deegan III und Schlagzeuger Tom Coll sich im Zuge des immer größer werdenden Fokus auf die Band und ihr Debütalbum ausgesetzt fühlten und die Band laut eigener Aussage kurz vor der Kapitulation war, rettete die unfreiwillige Pause aufgrund der aktuellen globalen Situation die Band vor sich selbst. “We experienced full journeys where we didn’t speak to each other. It wasn’t because we didn’t love each other anymore. Our souls were kicking back against walls that were closing in. We had no space for ourselves. Our souls had nowhere to live, nowhere to lie.” So legte sich der Fokus von außen auf die Band und man fand offensichtlich wieder zu sich selbst als stimmiges Gefüge. Mit den schon im Grundgerüst vor “Dogrel” existierenden Songs “A Hero’s Death”, “Televised Mind” und “I Was Not Burn” wurde das neue Werk aufgebaut. Mit einer zelebrierenden Hingabe und Tiefe wurde das Album dann dieses Jahr vervollständigt. Das Cover ziert den aus der keltischen Mythologie entstammenden Helden Cuchulainn. Jener irische Held, der in seiner letzten Schlacht von seiner eigenen Gefolgschaft bereits gefallen mit Speer und Schild an einem Felsen aufgerichtet wurde, um selbst tot gegenüber dem Feind einschüchternd zu wirken. “A Hero’s Death” ist düster, klaustrophobisch, treibend und authentisch. Kein simpler Nachfolger, sondern viel mehr.

Achso. Und da in nahezu jedem Artikel über Fontaines D.C. auch die Idles und Shame erwähnt werden, mache ich das hiermit auch.

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