Ezra Cohen
The Sweet Million
Dead Broke Rekerds / Relief Map Records
VÖ: 01.04.2022
Mit “The Sweet Million” veröffentlicht Ezra Cohen sein Langspieldebüt via Dead Broke Rekerds und Relief Map Records. Nach zwei EPs hat sich der aus dem Punkrock kommende Cohen einen Traum erfüllt und sein Solotreiben nun auf Albumlänge gepackt. Das von mir schon immer attestierte Easy Listening-Gefühl seiner meist akustisch geprägten Singer-/Songwriter Songs, wird auf “The Sweet Million” mit melancholischen und dynamischen Nummern verfeinert. Und das genau so, dass mich Ezra Cohens Album berührt und emotional packt.
Cohen und seine Musik möchte ich am liebsten umarmen. Der junge Mann aus New Hampshire, USA besitzt das Talent traurige Textpassagen oder melancholische Akkordfolgen in seinen Songs so warmherzig zu gestalten, dass “The Sweet Million” von vorne bis hinten einfach gut tut. “I Saw The Country”, bei ICANGUARANTEE vor ein paar Wochen Tune of the Week, entpuppt sich mittlerweile zum Ohrwurm. Seine aktuelle Songauskopplung “Sixteen” verdeutlicht die etwas dynamischere Herangehensweise auf dem Album. Mit seiner ehemaligen Band Notches war Cohen spezialisiert auf knappe drei Minuten Punkrocksongs. Die lieb gemeint stumpfe Attitüde des Punkrocksongs spiegelt sich auf “The Sweet Million” gefühlt aber nur in ein paar Songs wieder (“Kiss Me In The Dark” oder “Just Like You”). Mit dem zentral platzierten, epischen “Annabelle” und dem poppig klingenden, leicht verschrobenen “Guess It Was Love” – für mich ein absolutes Highlight – herrscht auf dem Album ansonsten eine angenehme Abwechslung. Klar, die Grundstruktur wird nicht völlig bei Seite gelegt und irgendwie greift hier ein Singer-/Songwriter-Punkrock-Schräubchen in das nächste. Das Zusammenspiel der Songs ist aber stimmig und kurzweilig. Einfach könnte man auch sagen, würde aber den Effekt, den es mit sich mitbringt, nicht gerecht werden. Und eben genau das muss erstmal genau so abgeliefert werden. Schlüssig, dass ich nach einem Durchlauf die Nadel prompt wieder am Anfang von Seite A aufsetzen möchte.
Textlich verliert sich Cohen oft in Rückblenden, wird nostalgisch und dann eben auch oft melancholisch. Verflossene Liebschaften, die Erinnerung an seine eigene Jugend – Cohen Songs wirken wie Bilder, die all diese Geschichten mit der richtigen Emotion untermalen. Das klingt äußerst bodenständig und demütig. Und das kommt bei mir sehr gut an. “The Sweet Million” könnte sich zu einem kleinen Schatz in der Plattensammlung entwickeln. Zum Geheimtip, welcher vom Beiläufer nach und nach größer und beachtenswerter wird. Und sicherlich: irgendwas Ähnliches wird da im Plattenregal schon stehen. Ob es die New Amsterdams sind, die Lemonheads, Maritime oder Kaleb Stewart. Nichtsdestotrotz wird diese Platte jedem mit ähnlichem Musikgeschmack gut tun.