Elm Tree Circle
No Fomo
KROD Records
VÖ: 04.09.2020
Elm Tree Circle erfinden auch auf ihrem zweiten Album “No Fomo” das Rad des Punkrocks nicht neu. Und trotzdem macht es Spaß, der Band zuzuhören. Ein feines Händchen für Poppunk-Songs sowie eine gute Portion Spielfreude reichen manchmal eben aus, um ein gutes Album zu veröffentlichen.
Das Debütalbum “The Good Life” erschien 2018 und wurde damals von Kritikern und Fans gleichermaßen positiv aufgenommen. Ich hab es eher beiläufig wahrgenommen, fand aber den Opener “Feel The Burn” mehr als ordentlich. Das jetzt erscheinende zweite Album “No Fomo” habe ich in einer Phase gehört, nachdem ich wieder richtig Lust auf Musik bekommen habe. Diese Lust auf Musik war durch einige private Faktoren und die unsägliche Covid-19-Pandemie etwas in den Hintergrund geraten. Gut für Elm Tree Circle, denn bereits mit dem Opener “Flow” habe ich die Stereoanlage lauter gedreht. Der erste positive Eindruck soll mich auch in den kommenden 30 Minuten nicht enttäuschen. Poppunk, wie er sein soll. Eine Prise 1990er-Jahre, ein paar Emo-Anleihen und eine schön differenzierte Produktion. PUP, Tiny Moving Parts oder die Verschrobenheit von Modern Baseball lassen grüßen. Vom Ansatz erinnert mich das Ganze immer ein bisschen an Blink 182 und deren Nebenprojekte. Das mag vielleicht an der Tonlage des Sängers liegen, aber auch die unterschwellige Melancholie, mit denen Elm Tree Circle immer wieder spielen, kennt man ja von den späteren Alben der streitbaren Mainstream-Helden aus San Diego.
“No Fomo” ist übrigens die Abkürzung für “No Fear Of Missing Out” – übersetzt bedeutet das soviel wie “Keine Angst vor dem Verpassen” und bezieht sich auf die Trendabkürzung FOMO, die die durch den Konsum sozialer Medien verursachte Angst beschreibt, bei den neuesten Trends und Events nicht zu partizipieren. Tja, was soll ich sagen, ich bin nun ganz offiziell alt, hab ich diese Abkürzung doch noch nie gehört. Und ich bin gleichermaßen glücklich, da ich noch Freunde im wahren Leben habe, sich meine Angst etwas zu verpassen also in engen Grenzen hält. Und weil ich mir den folgenden Übergang einfach nicht verkneifen kann, schnell 5 Euro ins Phrasenschwein…
… Verpassen wird der geneigte Musikfan jedoch etwas, wenn er sich dieses Album nicht zulegt – zumindest dann, wenn er auf die oben genannten Bands steht. Die zehn Songs auf “No Fomo” sind auf jeden Fall in sich stimmig und frei von musikalischen Ausfällen. Okay, den ganz großen Hit findet man jetzt auch nicht und einen Innovationspreis gibt es für Elm Tree Circle auch nicht. Dafür aber die Lust, ein Bier mit Freunden zu trinken – also in der echten Welt. Dazu passt dann auch laute Musik. Zum Beispiel (als Anspieltipp) “Tripping”, den treibenden Höhepunkt dieses überaus motivierenden Albums.