Donots
Silverhochzeit

Solitary Man Records
VÖ: 12.07.2019

Die Donots werden 25 und feiern sich selbst mit einer wundervollen Greatest Hits-Zusammenstellung. “Silverhochzeit” heißt das auf CD und Vinyl erscheinende Album, dass – wie der Name vermuten lässt – das vergangene Vierteljahrhundert Revue passieren lässt. Dabei ist egal, ob man die Band früher oder heute musikalisch gut fand, denn es gibt wohl kaum eine deutsche Band die es mit so viel Herzblut und so viel Authentizität aus dem JuZ in die großen Hallen und auf die bedeuteten Festivalbühnen Europas geschafft hat.

“Silverhochzeit” ist chronologisch aufgebaut und startet mit dem ersten Ausrufezeichen, dass die Band 1998 setzen konnte. “You Cannot” ist ein simpler Brecher, den ich in seiner Unbedarftheit bis heute ziemlich gelungen finde. Danach folgen die (Single-)Hits des 2001er-Albums “Pocketrock”. “Whatever Happened To The 80s”, “Superhero”, “Today” und “Room With A View” erinnern mich an meine Studienzeit und daran, wie sehr ich diese Pop-Punk- bzw. Emo-Punk-Bands zu dieser Zeit abgefeiert habe. Midtown, A New Found Glory, Somethings Corporate oder auch Senses Fail waren tolle Bands, die teilweise (Midtown) mit den Donots auf Tour gefahren sind. Für mich die beste Donots-Phase, was aber – wie eben schon erwähnt – auch an dem Umstand lag, dass wir als Studenten die meiste Zeit in Musikkneipen abhingen und Bier auf diese doch lebensbejahenden Songs getrunken haben.

“Amplify The Good Times” (2002) fand ich auch noch gut, zumal das auch auf “Silverhochzeit” zu findende “Big Mouth” ein elender Ohrwurm ist. Zwei Jahre später dann aber der erste Bruch. Das Album “Got The Noise” fand ich etwas gezwungen, die beiden Singles “We Got The Noise” und “Good-Bye Routine” bei weitem nicht mehr so stark, wie die Songs der beiden Vorgängerplatten. Dass die Donots dann erst einmal eine Pause machten, um 2008 mit dem Radio-Hit “Stop The Clocks” zurückzukommen, fand ich bemerkenswert. Aber gut fand ich weder die Single noch das dazugehörige Album “Coma Chameleon”. Lustigerweise mag ich den Song heute total gerne. Er zeigt, wie man mit Würde aus den “Kinderschuhen” herauswachsen kann und trotzdem catchy bleibt. Eigentlich eine Leistung vor der man Respekt haben darf.

Der nächste Bruch dann 2014, als die Donots sich entschieden, zukünftig auf Deutsch zu singen. Ich weiß noch, dass ich ihr erstes deutschsprachiges Album “Karacho” ziemlich mies fand und es seinerzeit bei Crazewire.de auch ziemlich schlecht besprochen habe. Mir hat das vor allem textlich nicht gereicht. Im direkten Vergleich zu Bands wie Turbostaat, Love A oder Captain Planet war mir das einfach zu wenig. Mit etwas Abstand muss ich sagen, dass das natürlich auch dem Eindruck geschuldet war, dass ich mich damals extrem mit den genannten Bands beschäftigt habe und man gegen die Texter dieser Bands (oder auch dem Frühwerk einer Band wie Jupiter Jones) nur schwer herankommen kann. Vor allem dann, wenn man fast 20 Jahre auf Englisch getextet hat.

Mittlerweile habe ich deshalb auch meinen Frieden mit den deutschsprachigen Donots gemacht. Meinen Blickwinkel habe ich dafür etwas verschoben. Ich bin sicherlich nicht mehr die musikalische Zielgruppe der Band. Und deshalb freue ich mich über andere Dinge. Zum Beispiel über die klare Kante, die die Jungs in Sachen Faschismus oder in Bezug auf die Flüchtlingskrise ziehen. “Kein Mensch ist illegal” und “Nazis raus”, das sind nun mal Aussagen mit denen ich mich auch als Ü40 identifizieren kann und will. Und ich bin froh, dass es Bands wie die Donots gibt, die auch ein junges Publikum ansprechen können, um dieses dann auch mitzunehmen. Das liegt natürlich an den unglaublichen Live-Shows, die diese Band abliefert. Auch dafür… Respekt. Am Ende gibt es noch den “neuen” Song “Scheißegal”, der auf Festivals sicherlich gut funktioniert, mir aber etwas zu einfach daherkommt. Stichwort: Blickwinkel.

Die Vinyl-Version ist auf 2.500 Exemplare limitiert und handnummeriert. Das schön designte Coverartwork kommt in einem Fold Out Cover mit interessanten Liner-Notes der Musiker. Das Vinyl selbst ist transparent und klingt gut. Lediglich das Zentrierloch ist etwas arg eng bemessen. Aber das kann den guten Eindruck der Platte nur ganz kurz etwas schmälern.

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