Bad Religion (mit Jim Ruland)
Do What You Want – Die Bad Religion Story (Buch-Ausgabe)

Hannibal Verlag
VÖ: 18.08.2020

Bad Religion gehören bereits seit den frühen 1990er-Jahren zu meinen Lieblings-Bands. Und auch wenn sich meine Zuneigung zwischen “The Gray Race” (1996) und “True North” (2013) eher auf die früheren Werke der Band bezog, so hatte ich doch immer großen Respekt vor Bad Religion. Mit der nun erschienenen Biografie “Do What You Want – Die Bad Religion Story” werden noch einmal die Anfänge der Band und auch das eher schwierige Verhältnis der beiden Hauptsongwriter Greg Graffin und Brett Gurewitz zueinander beleuchtet. Der Hardcore-Fan der Band wird Vieles bereits wissen, Spaß macht es trotzdem, in diesem 352 Seiten starken Buch zu lesen.

Es muss 1991 gewesen sein, als ich das erste Mal von Bad Religion hörte. Mein große Bruder spielte mir “Against The Grain” vor, was mich damals allerdings eher so semi beeindruckt hat. Ich habe lieber Duran Duran gehört und mich für die Madchester-Szene (Charlatans, EMF, Inspiral Carpets) in England interessiert. Meine Interesse an der Band wuchs jedoch mit dem Album “Generator” und vor allem mit “Recipe For Hate”, was mir vom Schlagzeuger unserer eigenen Band dermaßen oft vorgespielt wurde, dass man sich der Magie der Songs einfach nicht mehr entziehen konnte. Bis heute eines meiner Lieblingsalben von Bad Religion.

Was wir damals nicht hatten, war Internet. Das heißt, wir hatten kaum eine Ahnung, was hinter den Kulissen der Band vor sich ging. Besetzungswechsel waren uns doch egal. Eine Tatsache, die auch in der Biografie erwähnt wird, da der Ausstieg von Gurewitz kaum Auswirkungen auf die Außendarstellung der Band hatte. Und natürlich hatten wir damals keine Ahnung, wie die Punk-Szene in Los Angeles so drauf war. Wir waren ja damals damit beschäftigt unsere eigene aufzubauen.

Heute kann man sich im Internet natürlich alle Informationen über eine Band wie Bad Religion zusammen suchen. Trotzdem ist “Do What You Want – Die Bad Religion Story” eine absolut lohnenswerte Ergänzung zu Wikipedia und Co. Die O-Töne der einzelnen Mitglieder (auch der ehemaligen) sind interessant und in Bezug auf Streitigkeiten und Suchtproblematiken offen und wirken authentisch, was zwingende Voraussetzung für eine gute Biografie ist. So wird auch der frühere Drummer Pete Finestone als ‘integraler Bestandteil’ der Band gehuldigt, der “die Band auf die nächste Stufe hievte und die Richtung für alles vorgab, was noch kommen sollte.”

Auch die Gründung und Entwicklung von Epitaph Records spielt eine große Rolle und wird neben der Geschichte der Band selbst immer wieder mit einbezogen, was für Musik-Nerds sehr interessant ist. Hier zeigt sich Genie und Wahnsinn von Gurewitz, der laufend richtige geschäftliche Entscheidungen zu fällen scheint, während seine Dämonen immer wieder bei ihm anklopfen.

Was ein bisschen mühsam (selbst für Menschen die im Thema sind) ist, ist das ständige Nennen von Bands und Musikern, die nicht zwingend in einem Kontext gesetzt werden. Bei der Einführung von Brian Baker in die Band werden auf drei Seiten gefühlt 25 Bands und ihre Mitglieder erwähnt. Das wird dann doch etwas anstrengend, zumal die Erwähnung von Juliana Hatfield (auch wenn ich sie sehr für Ihr Album “Only Everything” schätze) dann doch eher wenig von Belang sein dürfte.

Und noch ein weiterer Punkt nervt mich beim Lesen über die gesamte Länge des Buches. Ich bin wirklich großer Fan der Texte von Bad Religion. Und vor allem die Lyrics auf “Generator” (großartig: “Too Much To Ask”) haben eine Allgemeingültigkeit, die wirklich beeindruckend ist. Aber ich glaube ab Seite 150 hat es dann wirklich jeder Leser verstanden, wie gut eben diese Texte sind. Man muss das nicht immer wieder hervorkramen.

Am Ende bleibt “Do What You Want – Die Bad Religion Story” aber eine äußerst interessante und kurzweilige Biografie, die vor allem dann Spaß macht, wenn man sich parallel zum Lesen die behandelten Alben noch einmal in Erinnerung ruft (oder hört). Fotos aus 40 Jahren Bad Religion lockern das Ganze in der Mitte des Buches etwas auf und am Ende gibt es noch Danksagungen der aktuellen Bandmitglieder sowie die Auflistung der Diskografie der Band. Insgesamt eine tolle Biografie.

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