Dikembe
Muck
Skeletal Lightning
VÖ: 19.08.2020
Wenn man sich die Liste an Bands anschaut, mit denen Dikembe schon zusammen gearbeitet haben, kann man nur mit der Zunge schnalzen. Modern Baseball, Empire! Empire! (I Was a Lonely Estate), You Blew It! oder The Hotelier – um nur einige zu nennen. Mit ihrem 2016er Album “Hail Something” erreichten Dikembe aber erst mit ihrem dritten Album Gehör bei mir. Dass das alles schon wieder vier Jahre her ist, überraschte mich ein wenig. Songs wie “All Wrong” oder “Awful Machine” fanden nicht selten den Weg in meine Playlisten. Nun steht plötzlich mit dem vierten Album “Muck” neues Material zur Verfügung.
Dabei versprechen schon die ersten Töne des Intros “Sink” mit dem anschließend melancholisch rockigen “Wake” einen qualitativ enormen Sprung nach oben. Die Produktion wirkt sehr druckvoll und ausgefüllt. Dadurch geht natürlich ein gewisser Lo-Fi-Charme verloren – auf der anderen Seite aber steigert es den Hörgenuss von schlichtweg guten Indierock Songs, die allesamt sich mit Einflüssen aus dem Post-, Emo- und Punkrock rumschlagen. Die erste Single “All Got Sick” ist nicht nur aufgrund der aberwitzigen Visualisierung ein Hit – über 50 bekannte Musikvideos/-filme wurde hier mit einer Refacing-App gehackt. Knackige drei Minuten, die wirklich nicht besser zu füllen sind. Eine mehr als runde Sache, welche sich auch auf die gesamte Spielzeit ausweiten lässt. Dikembe besitzen auf “Muck” eine intensive Grunddynamik und drücken ihre Songs mit viel Gewicht und Inhalt aus. Die Band wirkt deutlich ernster und gewissenhafter, anders als bei früheren Werken, bei denen Spielwitz und -freude oft auch schnell zu sehr übertrieben wurde. “Muck” schafft hier das nötige Maß an Demut und Tiefe, ohne dabei Durchschlagskraft und Lockerheit zu verlieren. Noch besser: Dikembe machen so nicht nur Spaß, sondern berühren auch. Tracks wie “Throat” oder “Barely A Sea” können da ganz schön nach vorne rumpeln und trotzdem einen emotionalen Tiefgang besitzen. “Living In The Walls” und “Shame” rumpeln da sogar noch eine Spur stärker.
Musik wirkt immer dann besonders stark, wenn du die Gefühle dahinter einfach packen und für dich authentisch greifen kannst. In Dikembes Fall hat Frontmann Steven Grey seine Trauer über den Verlust seiner Mutter, seine Depressionen und sonstigen Dämonen in “Muck” verpackt und verarbeitet. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und hilft hoffentlich Grey in seiner Auseinandersetzung damit.
Während im amerikanischen Shop das rot gesplatterte Vinyl bereits ausverkauft ist, scheint der europäische Shop des Labels Skeletal Lightning das limitierte Vinyl noch zu besitzen. Verschifft werden soll dann Ende Oktober. Digital ist “Muck” ab sofort zum Download oder als Stream zu haben.