Diet Cig
Do You Wonder About Me?
Frenchkiss Records
VÖ: 01.05.2020
Mitte der 1990er-Jahre, nach dem großen Grunge-Hype, veröffentlichte Sub Pop Records einige richtig gute Indierock-Alben. Viele davon mit Frauengesang, wie es damals gefühlt viel häufiger der Fall war, als heute. Bands wie Jale oder die Velocity Girls schrieben ein paar Hymnen für die Ewigkeit, auch wenn sich 25 Jahre später nur noch ein kleiner Kreis von Musiknerds daran erinnern wird. Das neue Album von Diet Cig erinnert mich ein wenig an diese Zeit, in der “female fronted” noch nicht als Genre-Bezeichnung notwendig war und eine tolle Melodie, das war, was sie vordergründig auch sein sollte: Eine tolle Melodie.
Jaja, früher war alles besser – mitnichten. Aber gerade was Bands mit Frauengesang angeht, war man sowohl in England (Lush, Echobelly…) als auch in den USA (Hole, L7, Belly…) ziemlich verwöhnt. Mittlerweile tut sich glücklicherweise wieder etwas in diesem Bereich. Das aktuelle Album von Press Club ist super und auch Sløtface haben ein viel beachtetes neues Album veröffentlicht und konnten mich zumindest Live absolut überzeugen. Diet Cig gefallen mir auf “Do You Wonder About Me?” aber am besten. Das Album besticht durch eine Reihe wirklich guter Songs. Der Opener “Thriving” ist ein Hit, “Flash Flood” ein 95 Sekunden langer Punkbrecher, der das Publikum auf Konzerten sicherlich in Bewegung bringen wird und “Who Are You” ein sonniger Popsong, den man beim Autofahren extra laut aufdrehen sollte.
Das Duo um Alex Luciano und Noah Bowman hat sich bereits 2014 gegründet und sich in kürzester Zeit einen Ruf als exzellente Live-Band erspielt. Ihr Debütalbum “Swear I’m Good At This” (2017) hatte mich damals aber nicht so recht überzeugen können. Eine handvoll guter Songs, die mir aber nicht wirklich in Erinnerung bleiben wollten. Mit “Do You Wonder About Me?” haben Diet Cig aber meine volle Aufmerksamkeit und der Name des Duos ist auf die Liste der Bands gesetzt, die ich nach dieser ätzenden Covid-19-Pandemie live sehen möchte. Mit ein paar Freunden und ein paar kalten Bier. Meinetwegen aus einem Plastikbecher und für 4 Euro… mir doch egal.