Live In Europa
Die Nerven
Glitterhouse Records
VĂ–: 16.06.2017
Die Nerven veröffentlichen mit Live In Europa ihr erstes Livealbum. Aufgenommen während des letzten Viertels ihrer Winter-Tour 2015. Die Veröffentlichung kam überraschend. Hier ist Band und Label (Glitterhouse Records) ein kleiner Coup geglückt. Vorgestern der Teaser, gestern die Ankündigung und heute steht Live In Europa in den Plattenläden, als Vinyl only Release auf 3000 Stück limitiert.
Live In Europa ist extremst pur und laut. Ich weiĂź nicht wie lange die Wohnzimmereinrichtung hierbei noch heile bleibt. Die ersten vier Songs erzeugen ein derartiges Beben in dir, dass du dich wirklich zurĂĽckgebeamt fĂĽhlst, zum damaligen Gig. Eine krass eingefangene Intensität und Stimmung. Julian Knoth, Max Rieger und Kevin Kuhn lassen ihre Musik sprechen: mal introvertiert, mal kotzend, mal schreiend, mal improvisierend. Stets nach vorne und laut. Die Wechsel zwischen noisigen, dissonanten Schärfen und hingebungsvollen Breaks sowie verträumten, melancholischen Phasen ist perfekt eingefangen – oder perfekt gespielt könnte man hier auch sagen. Der Eindruck einer ĂĽberragenden Liveband wird hier auf Platte festgehalten. “Wie mag es erst im Real Life sein, wenn die Platte schon so mitnimmt?” – fragen sich die Nerds. Eins steht fest: Dieses Live-Set wird es so nicht mehr geben. DafĂĽr dann ein Neues, wenn neue Songs und neue Emotionen dazu gepackt werden.
Hörst Du Mir Zu?, BarfuĂź Durch Die Scherben und Gerade Deswegen sind als Paket unschlagbar. Beim Joy Division Cover No Love Lost wĂĽrden sich Summer und Morris wahrscheinlich sofort wieder mit Peter Hook versöhnen. Der anschlieĂźende Cut mit dem Track Jugend Ohne Geld tut dem Set sichtlich gut, bevor es dann mit Dreck und dem 7minĂĽtigen Der Letzte Tanzende zum nächsten Highlight kommt. Und es danach dann anschlieĂźend mit Angst einfach direkt weitergeht. Obwohl man sich vorher richtig ausgekotzt hat. Ein paar Jubelschreie im Hintergrund, die immer mal wieder zu hören sind, kommen mir zwar befremdlich vor, sind aber nur ein kleines Manko – sowas gehört eben auch live dazu. Nie Wieder Scheitern aus dem 2014er Album Fun und das kratzige FĂĽr Jahre aus dem DebĂĽt Fluidum aus 2012 beschlieĂźen 15 Songs Ekstase und Erinnerung. Ich hatte Die Nerven mal als ziemlich bockige, schlechte Liveband in Erinnerung. Was weiĂź ich, auf welchem Trip ich da war. Nicht nur die letzten Live-Erlebnisse haben mich belehrt, nein, auch diese Platte schafft das spielend.