dEUS
The Ideal Crash (Vinyl-Reissue)
Universal Records
VÖ: 12.7.2019
Ich weiß noch ziemlich genau, wann und wo ich das erste Mal von dEUS gehört habe. Oder besser gesagt etwas gesehen und gehört habe. Denn als dEUS mit ihrem Debütalbum “Worst Case Scenario” durchstarteten, war MTV noch der wichtigste Informationskanal für die Indie-Jugend. Ich habe dEUS also Ende 1994 auf der Couch während einer Folge “120 Minutes” kennen und ganz schnell auch lieben gelernt. Eine Liebe, die mit jeder neuen Veröffentlichung auf die Probe gestellt wurde und mit dem dritten Studioalbum “The Ideal Crash” ein vorläufiges Ende fand.
“The Ideal Crash”, nun zum 20-jährigen Jubiläum des Albums erneut auf Vinyl veröffentlicht, ist aber nicht der Grund, warum mich dEUS plötzlich nicht mehr interessierten. Das Album ist nämlich ziemlich gut. Das verschrobene “Put The Freaks Up Front” funktioniert als Opener ganz hervorragend und das darauffolgende “Sister Dew” ist eines der großen Stücke der Band aus Antwerpen. Der Titeltrack glänzt durch sein treibendes Schlagzeug und den dazu im totalen Kontrast stehenden Gesang der Strophe. Die darin immer wieder durchschimmernde Melancholie fand ich damals gut und finde ich heute auch noch gut. Und dann ist da noch der Überhit “Instant Street”, zu dem dEUS seinerzeit auch noch ein fantastisches Video gedreht haben. Das Album beweist bis heute, welch großartiger Songwriter Tom Barman ist. Vor allem dann, wenn er einen kreativen Gegenpol hat. Bis heute finde ich es ein wenig schade, dass die Zusammenarbeit mit Stef Kamil Carlens (Zoot Woman) nur bis zum zweiten Album hielt.
Und trotzdem wurden mir die Stücke in ihrer Gesamtheit – zur damaligen Zeit – einfach zu anstrengend. Gerade am Ende wird es mit “Everybody’s Weird” und “Let’s See Who Goes Down First” schon ein bisschen fordernd. Das waren dEUS zwar stellenweise auch schon auf ihrem Debütalbum, dort waren aber eben auch eine Reihe unfassbarer Hits versammelt (“Via”, “Suds & Soda”, “Hotellounge (Be The Death Of Me)”). So fielen die etwas verkopften Songs nicht so ins Gewicht.
“The Ideal Crash” ist aber auch noch aus einem zweiten Grund das Ende meiner Beziehung zu dEUS. Denn nach diesem Album trennten sich vorerst die Wege der Band. Barman drehte Filme und startete verschiedene Musikprojekte, von denen mir aus dem Stehgreif aber nur Magnus einfällt, weil die mit “French Movies” eine ganz ordentliche Single veröffentlichten. Erst 2005 starteten dEUS noch einmal durch. Doch “Pocket Revolution” habe ich bis heute in Gänze nicht verstanden und das, obwohl das Album in Belgien super erfolgreich war. Genau so wenig konnte mich “Vantage Point” (2008) überzeugen. Das führte dazu, dass ich “Keep You Close” (2011) damals gar nicht mehr mitbekommen habe. Und das, obwohl ich zu der Zeit mit Crazewire.de einen ganz gut aufgestellten Musik-Blog betrieb.
Neben dem regulären Album gibt es bei dieser “20 Anniversary”-Edition auch noch eine zweite LP mit “Demo´s. Live Recordings & Rarities”, die ich unfassbar interessant finde. Nicht nur, weil Songs wie “You Can´t Deny What You Liked As A Child” oder das bisher unveröffentlichte “Shoulda Snuck Out” ziemlich brillant sind. Auch die Demo-Version von “Instant Street” lässt bereits die Vision erkennen, die Barman und seine Jungs zu Beginn des Songwriting-Prozesses hatten.
Das Doppel-Album kommt im Gatefold und auf 180gr.-Vinyl. Die Songs wurden in den Abbey Road Studios neu gemastert und klingen toll. Universal hat hier so ziemlich alles richtig gemacht – so machen Re-Issues Spaß.