Dendemann
da nich für!

Vertigo
VÖ: 25.01.2019

Knapp neun Jahre ist es her, dass mit “Vom Vintage Verweht” Dendemanns letztes Album erschien. Nun ist er mit einem neuen Langspieler endlich zurück. Schlicht “da nich für!” heißt sein Comeback und darin stapelt der gebürtige Westfale persönlich gewohnt demütig und gesellschaftlich sowie politisch äußerst krtisch. Die lange Abstinenz wurde zwischen 2015 und 2016 durch sein Engagement (zusammen mit seiner Liveband Die Freie Radikale) bei Jan Böhmernanns Late Night Show Neo Magazin Royale mehr als sympathisch unterbrochen und jeder HipHop-Fan der 90er leckte sich eifrig die Finger, wenn Dendemeier seine Freestyles über den Bildschirm schickte.

“Keine Parolen” bildete im letzten November den Startschuss zum neuen Dendemann Zeitalter. Auf den Punkt, in Wort und Reim stets akrobatisch und dazu politisch nicht unwichtig. Der konstante Beat mit dem überraschenden und eleganten Break im angehängten bedeutungsvollen Skit, machte Lust auf mehr und schlug heftig ein. Das hatte Stil, es hatte was von Nostalgie und was von Vision. “Keine Parolen” ist auch nach drei Monaten noch eine starke und prägnante Nummer. Das Album beginnt jedoch mit einer Reflexion seiner selbst. Getragen von einem balladesque tragenden Beatzyklus rappt Dendemann “Ich Dende Also Bin Ich” und verschlägt allen Kritikern und Nörglern die Sprache bzw. lässt sich bezüglich seiner im Musikzirkus ungewohnten langen Pause nicht ins Wort reden. Klar hat es lange gedauert bis Dendemann mit neuer Platte wieder da ist – viel wichtiger, und grade bei Dendemann von Bedeutung, war für mich aber immer, dass auch Dendemann drin ist, wo Dendemann drauf steht und das nicht nur der Wortwitz einfach so da ist, sondern auch der Mensch hinter dem Mann sich wohl fühlt. Dass dieses Gefühl auch auf den Hörer übertragen wird. Dendemann war und ist für mich immer noch ein HipHop-Artist der sehr viel Herz und Gefühl ausstrahlen kann. Und der nebenbei stets politisch auf der richtigen linken Seite steht. Neben”Keine Parolen” lässt Dendemann vor allem im Track “Müde” sein politisches Statement vom Stapel. Der mit dem gleichnamigen Rio Reiser-Song gesampelte Track “Zauberland” schafft mit einer metaphorischen Antiphrase einen authentischen Blick auf die Flüchtlings-Thematik. Der gesellschaftskritische Dämpfer kommt dann nochmals in Form des Tracks “Meschinen” sowie in Bezug auf das Berliner Partyleben im Track “Alle Jubilare Wieder”, welches von Casper gefeatured wird. “Alle Jubilare Wieder” bildet in seiner Gelassenheit definitiv ein Highlight. Der straighte Beat steht im Kontrast mit dem Auskotzen der beiden Rapper. Elegant gelöst.

Neben Casper hat sich Dendemann noch Teutilla (“Zeitumstellung”) alias Arnim Teutoburg-Weiß (Beatsteaks), die Beginner und Trettmann (“Littbarski”) mit ins Boot geholt. Die Beginner featuren den Song “BGSTRNG” und machten die Textzeile des Kollegen Falk (von dem damaligen HipHop-Trio Doppelkopf) aus dem Beginner Klassiker “Kzwo” zum Aufhänger ihres Gastbeitrags (“Alle Flashköpfe da draussen machen ‘n Zeitsprung vor Begeisterung”). Der Track torkelt ein wenig zwischen neuen Sounds und alter Liebe. Mit Trettmanns Refrain Beitrag im lässigen “Littbarski” liegt Dendemann sicherlich mehr als im Trend. War doch 2018 ein mega Jahr für den Chemnitzer Trap-Künstler. Und es wird im Song auch offen getextet: “Sie sacht, ‘Digga, hau ma’ rein / Und bau ma’ einen von diesen Brettern / Und am besten eins mit Trettmann / Ja, denn das gefällt den Leuten”.

“da nich für!” ist oberflächlich gesehen nicht der fette Subwoofer, den sich wohl die meisten versprochen haben. Jedoch hat Dendemanns neues Werk Tiefe, Eleganz und Authentizität. Das Album ist durchdacht und besitzt klug ausgefeilte Passagen. Dabei sticht es gekonnt in die platte Mainstream Hip-Hop Blase und bedient den Hörer nicht mit stupiden Floskeln und Wörtern. Dendemann eben. Die Beats sind lässig, der Inhalt stimmt. Gute Platte!

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