Deftones
Ohms

Reprise Records / Warner Music Group
VÖ: 25.09.2020

Nach vier Jahren Albumabstinenz melden sich die Deftones zurück. Die Band aus Sacramento bleibt damit einer der wenigen Überlebenden Bands aus den 90er Jahren, die auch heute noch relevante Alben abliefert. Bereits vor 20 Jahren kapselten sich die Deftones mit ihrem Überwerk “White Pony” von der damaligen Nu-Metal Szene ab. Bewusst. Die darauffolgende Entwicklung stockte hier und da auf Albumlänge, erreichte aber mit ihrem letzten Release “Gore” aus 2016 einen so vielleicht gar nicht zu erwartenden Höhepunkt. Nach den ersten Durchläufen zieht “Ohms” locker an “Gore” vorbei und vervollständigt den Deftones-Kosmos qualitativ ein weiteres Mal.

Das Album wirkt eingängiger als seine Vorgänger und knüpft mit all der Banderfahrung deutlich mehr an seine 20 und über 20 Jahre alten Vorgänger-Alben “White Pony” und “Around The Fur” an. Das bedeutet nicht, dass Chino Moreno und Co. hier alte Kamellen aufleben lassen. Im Gegegnteil: energisch verbindet das Quintett alte Einflüsse und Erfolgsrezepte mit der zuletzt in den 2010er Jahren neu entwickelten Kraft aus “Koi No Yokan” und “Gore”. Oder wie soll ich das “Bored” Riff in “Urantia” oder den kratzenden Bass in “Error” erklären? Ebenso schleichen sich immer wieder Synthesizer-Flächen in die Songs ein, welche seit zwei Dekaden ein klassisches Markenzeichen der einst von Madonna geförderten Band sind. Trotz starker Dynamik und flexibel eingeteilter Kraft, schaffen die Deftones ein durch und durch dosiertes Werk. Die Band weiß an genau den richtigen Stellen auszubrechen und wird durch Morenos Gesangsflächen immer wieder in ihren Grenzen gehalten. Das wirkt alles total stimmig, groovt und rockt. Vielleicht ist “Urantia” sogar das stärkste Deftones Stück seit langer Zeit. Die tragendenden, mir etwas zu nöligen Phasen des letzten Albums “Gore” (vor allem in Tracks wie “Hearts / Wires” oder “(L)MIRL”) verschwinden auf “Ohms” komplett. Im Herzstück “Pompeji” erhält “Ohms” seinen bebenden und melancholischen Höhepunkt. Des Weiteren begeistern die Stücke “The Spell Of Mathematics”, “This Link Is Dead” oder “Headless”. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Deftones auf Albumlänge in den vergangenen 15 Jahren so gut geklungen haben. “The Link Is Dead” geht hinten raus ab wie ein Zäpfchen und wenn du dann bei Track 10, am Ende des Albums angekommen bist, überwältigt dich der Titel- und Vorabtrack “Ohms”. Das Album besitzt tatsächlich nur wenige Schwachpunkte. Da kündigten die Vorboten “Genesis” und der Titeltrack “Ohms” zu Recht eine super Songqualität an.

Mit Producer und Tontechniker Terry Date holten sich die Deftones einen alten Bekannten zurück ins Studio. Ein vertrautes Gesicht, welches bereits die ersten vier Deftones-Alben erfolgreich vertonte. Offensichtlich ein ausschlaggebendes Detail – denn die Dichte und das Zusammenspiel von Chino Moreno (voc, g), Frank Delgado (keys, tt), Stephen Carpenter (g), Abe Cunningham (d) und Sergio Vega (b) ist wirklich auf den Punkt gelungen. Und mit der Ausschüttung von 10 neuen Songs soll noch nicht genug sein: das in diesem Jahr 20 jähriges Jubiläum feiernde “White Pony”-Album, soll in einer neu aufgemachten Edition inklusive Remix-Album “Black Stallion” erscheinen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die angekündigten Livetermine für 2021 umgesetzt werden können. So lange hält uns aber “Ohms” definitiv auf Trab.

➤ Preorder: Deftones - Ohms

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Hachiku
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