Sechs Jahre muss es her sein, dass ich Dan Mangan das letzte Mal traf. Damals war Dan in Berlin zu Gast und in den letzten Zügen seiner “Oh Fortune”-Tour. Davor trafen wir uns eigentlich recht regelmäßig. Persönlicher Höhepunkt sicherlich sein Auftritt auf dem Orange Blossom Special Festival 2011, welcher wohl den meisten in äußerst guter Erinnerung geblieben ist. Als Dan und ich uns damals ein dreiviertel Jahr vor dem OBS getroffen haben und ich ihm vom familiären Festival erzählte und er dann tatsächlich da war und wir uns in der Küche bei Glitterhouse Records wiedergesehen haben, das war schon ein magischer Moment. Zur 2015er Platte “Club Meds” hatte ich gar nicht die Gelegenheit ‘Hallo’ zu sagen oder ein Konzert zu besuchen. Umso mehr freute ich mich nun im Gebäude 9 in Köln vorbeischauen zu können, um neuen, alten und vor allem vertrauten Tönen zu lauschen.

Gleich zu Beginn begann das Konzert mit einer sehr emotionalen Ansage und einer außergewöhnliche Bitte: Der smarte Kanadier aus Vancouver verlor bereits nach seinem ersten Abend in Deutschland seine Stimme. Und das nahezu komplett. Ein Arzt verschrieb ihm Redeverbot und um die Konzerte doch irgendwie hinzubiegen, wurde das Set der angeschlagenen Kehle angepasst. Dan Mangan bat um Verständnis, dass es diesmal ein äußerst ruhiges und leises Konzert werden wird und er leider nicht mit voller Inbrunst singen kann. Ganz ehrlich? Nach einer langen Nacht mit meinen Freunden von Schreng Schreng und La La in der Wiesbadener Kreativfabrik war mir das ganz recht. Und nicht nur deshalb. Denn ohnehin haben alte und auch viele seiner neuen Songs vom aktuellen Album “More Or Less” einen stark emotionalen Charakter und tragen das Gewand des ruhigen Akustiksongs nahezu perfekt.

So begann das Set mit einem live viel intensiver wirkenden “Lynchpin”. Mangans krankheitsbedingte Schwächen in der Stimme wurden zwar sofort offen gelegt, dennoch hatte es was für sich den kämpfenden Mangan zu sehen. Ja, fast leiden zu sehen und trotzdem mit voller Hingabe abzuliefern. So schwankten meine Eindrücke zwischen Mitleid, Respekt, Freude und ‘in den Arm nehmen’. Neben “Lynchpin” funktionierten auch die neuen Songs “Lay Low”, “Just Fear” und die ausgemachte Hitsingle “Cold In The Summer” super. Ein leises “Road Regrets” entzückte herzallerliebst. “Pine For Cedars” hatte ich ewig nicht mehr gehört und “Basket” ist sowieso über allen Gefühlen erhaben. Auch wenn überall das unnatürliche Kratzen und nach den richtigen Tönen Hauchen zu merken war, griffen die Songs gewohnt emotional. Das schafft “Robots” leider nicht mehr, obwohl es schön ist, wenn das Publikum im Sing-A-Long-Outro gefühlvoll mitsingt. Der Fluch und Segen Song des Dan Mangan. Mittig im Set fragte Mangan ins Publikum, ob irgendjemand einen Wunsch hätte. Er würde dann gucken, ob er es mit eingeschränkter Stimme hinbekommen würde. Vereinzelt wurde “Robots” gerufen. Für mich eine Disqualifikation, so Leid es mir tut. Als würde ich mir bei Pearl Jam “Alive” wünschen oder bei Mötorhead “Ace Of Spades” oder bei Paul McCartney “Yesterday”, Himmel. Das fachkundige Publikum in den ersten Reihen überzeugte dann mit dem geäußerten Songwunsch “Jeopardy”.

Zum Cover “Hang With Me” unterstütze ihn Supportact Laura Gibson. Der Dancetrack der britischen Robyn wurde in eine hauchzarte Akustiknummer umgewandelt. Kaum wieder zu erkennen. “So Much For Everyone” vom ersten Album “Postcards & Daydreaming” setzte den Schlusspunkt. Performt in der Mitte aller Anwesenden durfte jeder sich noch mal als Teil der Musik Dan Mangans fühlen und den Klangteppich mit ‘Ahhs’ und ‘Ohhs’ auslegen.

Ein kurzes und leises Set ging zu Ende. Ein schöner Abend mit gedämpfter Energie. Wünschen wir Gute Besserung und freuen wir uns auf ein baldiges und lautes Wiederkommen.

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Katie Kim
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