Daily Thompson
God Of Spinoza

Noisolution
VÖ: 03.12.2021

Dass Daily Thompson aus Dortmund bei mir einen Stein im Brett haben, dürfte dem aufmerksamen Leser, vielleicht sogar der Band selber nach den letzten Beiträgen hier aufgefallen sein. Seit ihrem Auftritt auf dem Orange Blossom Special Festival im Jahre 2018 und der Veröffentlichung des Albums “Thirsty” hat das Trio in meinem Plattenschrank seinen festen Platz gefunden. Dabei schaffte es Daily Thompson, das mir oft auch befremdliche Genre Stoner mit der entsprechenden Würze in Form von Grunge, Noise und Psychedelic näher zu bringen. Mit ihrem letzten Album “Oumuamua” verdichtete sich das Spektrum der genannten Genres schon immens. “God Of Spinoza” ist jetzt, nur 14 Monate später, der Feinschliff und präsentiert neben einem schweren Gitarrenteppich auch jenes Gefühl, welches mich zum Musikfan gemacht hat.

Das war zu einer Zeit, bei der ich heute sagen muss: zum Glück gab es diese Rockexplosion und zum Glück wurde Grunge Mainstream. Denn im Grunde war ich mit 14 zu jung, um dahinter zu blicken woher dieses Grunge kam, geschweige dennNotiz zu nehmen von irgendeiner Subkultur in der Musik. Und natürlich waren es Seattles Big Four, die mir einen Weg in eine musikalische Zukunft und eben auch oftmals in deren musikalische Vergangenheit aufzeigten. Das was hinter dem Gleichheitszeichen stand, also Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden und Alice In Chains, stand bei mir davor. Die Faktoren dieses Produkts, Melvins, Sonic Youth, TADMudhoney oder Dinosaur Jr. sowie noch viele mehr, musste ich mir erst herleiten. Und diese Herleitung macht bis heute tatsächlich unendlich Bock.

Und genau da treffen Daily Thompson bei mir einen Nerv. Schon die Vorabsingles “Nimbus” und “Cantaloupe Melon” verkörperten eben jenes musikalische Produkt wie oben beschrieben – sei es mit harten Riffs oder melodisch dezenten Zwischenparts. Ein gekonnt grungiger Groove, der vor allem in seiner unterschiedlichen Dynamik zu glänzen weiß. Klar höre ich hier “1979” von den Samshing Pumpkins (“Cantaloupe Melon”) oder “Reach Down” (Temple Of The Dog) vermischt mit einer Version von “Crackerman” (Stone Temple Pilots) im Titeltrack “God Of Spinoza” heraus. Das wirkt geschrieben vielleicht ernüchternd, hört sich aber auf Platte nach einem gelungenen und griffigen Mix an. Nicht zuletzt weil Daily Thompson ihre musikalischen Einflüsse in das selbst geschnürten Paket von vier bisher veröffentlichten Langspielplatten integrieren. So befindet sich “God Of Spinoza” weiß Gott nicht im Grungehimmel und besitzt ausreichend Stoner-, Desert- oder Psychedelicmentalität. Wiederkehrende verträumte und in machen Phasen auch halluzinogene Strukturen sind nicht selten (“Muratic Acid” oder “I Saw Jewsus In A Taco Bell”). Acht Songs in 53 Minuten sind dann schon ein Brett. Einfach mal laufen und wirken lassen. Well done.

➤ Daily Thompson - God Of Spinoza (limited Edition)