ClickClickDecker
Am Arsch Der Kleinen Aufmerksamkeiten
Audiolith
VÖ: 16.11.2018
Den Blick auf die Kleinigkeiten, die uns neben den großen Weltproblemen beschäftigen, widmet sich auf “Am Arsch Der Kleinen Aufmerksamkeiten” ClickClickDecker. Mal wieder oder besser mal wieder gekonnt schaffen es die mittlerweile zum Trio angewachsenen ClickClickDecker im textlichen Kaminzimmer für massives Wohlbefinden zu sorgen. Nach dem wundervollen “Ich Glaub Dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles” aus dem Jahre 2014, ist es nun “Der Arsch”, der dir so einiges erzählt, was du die letzten vier Jahre vermisst hast.
Vermissen in dem Sinne, weil ich selber merke wie sehr man sich in den Texten von Kevin Hamann verlieren kann. Warmherzig verlieren. Also gerne loslassen und vor allem fallen lassen in irgendwie sehr liebevoll eingetütete Lieder. Ich kenne ehrlich gesagt kein Album von ClickClickDecker bei dem das nicht so ist, dass da jemand mir aus der Seele spricht. So, als wenn du selber nicht Nein sagen kannst und mit jedem Album jemand da ist, der dir dahingehend unter die Arme greift. Der Mut schenkt, dich aufmuntert und eine Hand auf deine Schulter legt. Der dir die einfachsten Dinge bekräftigt, wie dass der Großteil der Menschen um dich herum einfach uninteressant ist, dass selbst die vier spurige Palmaille in Hamburg was Besonderes sein kein und das Bielefeld anscheinend doch mehr ist, als die Stadt, die es nicht gibt.
Der Vorabrelease “Mandelika” berührte schon unwahrscheinlich. Der Song hilft einfach perfekt, wenn dir irgendwie jeder auf den Keks geht. “Läuft Es Eher Daneben” läuft musikalisch eher in die Richtung, in die ClickClickDecker schon seit Beginn einschlägt. Ein poppig verwurzelter Akusikrock, mit raffinierten kleinen Zwischen- und Hintergrundspielchen. Was nicht nur an “Mandelika” auffällt, sondern auch im Track “Festschwimmen”, ist das virtuos gehaltene Intro und Outro der Songs. Facettenreich schmückt sich “Am Arsch Der Kleinen Aufmerksamkeiten”. Gibt dir Kraft und Mut mit dem Song “Liebchen” (der bitte gleich nach Kettcars “Balkon Gegenüber” auf das Hamburg Mixtape kommen sollte). Er liefert mit “Palmaille” eine monotone Schmonzette und gleich im Anschluss mit “Minutenklopfer” einen akkuraten Punker. “Zu Spät, Zu Blöd”, “Bielefeld”, “Stoßlüften” – ich kann nach und nach alle Songs als Highlight einstufen. Ich küsse lieber diesen Arsch, als aufpolierte Gesichter. Die kleinen Aufmerksamkeiten machen diese Platte zu einer Besonderen oder ClickClickDecker zu ganz wunderbaren Menschen. Es tut gut, dass jemand einfach normal, empathisch und sozial, gemeinschaftlich denkt. Mit großen Tälern, Schmerz und Einsamkeit und doch ganz viel eben “nicht alleine sein”. So findest du Songs mit Klettergrüsten und Lieferwagen, du torkelst über Wiederbelebungsversuche am Elbstrand und fühlst dich als “Schreckmensch”. Doch Aufgeben kommt nicht in Frage. Hier ist ganz viel Sonne und jede Menge Mut.