Chubby And The Gang
The Mutts Nuts

Partisan Records
VÖ: 27.08.2021

Seit Mitte Januar sind Chubby And The Gang aus meinen Playlisten nicht mehr wegzudenken. Und wer I CAN GUARANTEE hier verfolgt hat, der hat dies sicherlich schon das ein oder andere Mal aufgegriffen. Die Showcase-Performance in der Online-Ausgabe des im Januar diesen Jahres stattfindenden Eurosonic Festivals veranlasste mich nicht nur bereits erschienene Platten nachzukaufen, sondern auch voller Vorfreude auf die nun Ende August veröffentlichte, aktuelle Platte “The Mutt’s Nuts” zu blicken. Vor allem mit den Vorabsingles “Coming Up Though” und “Lightning Don’t Strike Twice” war schnell klar, dass sich der teilweise prollige Sound des Londoner Punk-Fünfers nur in Nuancen verändern würde und prinzipiell bei Chubby und Co. erstmal alles auf die Zwölf geht.

Die Herkunft der Band und dieses für mich greifbare, urtypische Feeling der Londoner Arbeiterklasse ist Chubby And The Gang nach wie vor mehr als anzumerken. “The Mutt’s Nuts” wirkt ähnlich wie der erst letztes Jahr veröffentlichte Vorgänger “Speed Kills” sehr robust, wutentbrannt und energisch. Da muss offensichtlich einiges zur Sprache bzw. zur Musik gebracht werden, so dass Charlie Manning Walker aka Chubby Charles und seine Gangmitglieder Tom ‘Razor’ Hardwick, Meg Brooks Mills, Ethan Stahl und Joe McMahon nur anderthalb Jahre brauchten, um den nächsten Schub an Songs loszuwerden. Die knackigen zweieinhalb Minuten Punkrocksongs beinhalten vornehmlich Kritik am politischen und gesellschaftlichen System und wie sich der ‘kleine Bürger’ eben darin zurecht findet – oder eben nicht.  “One step in the wrong direction has you staring down a gun” singt Chubby in “Someone’s Gunna Die” und verrät, wie schnell der Weg nach unten gehen kann. Vorher wird aber nochmal süffisant mit “Life On The Bayou” der Finger in die Wunde gelegt und Ungerechtigkeiten und Gentrifizierung aufgezeigt. Mit der Thematik der Polizeibrutalität, wie im vom Finnischen ins Englische übersetzte Eppu Normaali Cover “Getting Beat Again”, oder dem thematisierten Rassismus im Song “White Rags”, setzen Chubby And The Gang auch ein Statement über das heimatliche Viertel hinaus ab.

Musikalisch wirbeln Chubby And The Gang im dreckigen Moloch des englischen Punks, mit gleichzusetzenden Einflüssen von so unterschiedlichen Musikrichtungen wie Hardcore oder Merseybeat. Im Feinschliff klingt das aber auch nach 80er, nach Pop, nach Psychodelic und kann hier und da auch echt schnulzig wirken. So muss die zuerst wahrgenommene ‘Auf die Zwölf-Dynamik’ revidiert oder zumindest korrigiert werden. Denn neben bockstarken Krachern wie “Pressure” oder “Beat The Drum” sowie den oben schon genannten Singles “Coming Up Though” und “Lightning Don’t Strike Twice” besitzt “The Mutt’s Nuts” musikalisch auch andere Momente mit recht viel Melodie. “Life On The Bayou” hat was poppig Tanzbares, “On The Meter” schafft einen melodisch rhythmischen Spagat zwischen Idles und Fontaines D.C. und “I Hate The Radio” ist wohl entgegen des Titels der radiotauglichste Track auf “The Mutt’s Nuts”. Und dann wäre da noch “Life Lemon’s”, der sich irgendwo zwischen Lionel Richies “Easy” und Bee Gees “I Started A Joke” ansiedelt. Alles dann doch raffinierter als im ersten Moment gedacht und weitaus mehr als eine prollig aufmüpfige Gang aus London.

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