Lang Lebe Der Tod
Casper
Columbia/Sony Music
VÖ: 01.09.2017
Letzten Freitag veröffentlichte Casper sein viertes Studioalbum Lang Lebe Der Tod. Seit der Ankündigung des Albums im letzten Jahr und der verschobenen Veröffentlichung warteten die Fans sehnsüchtig auf neue Songs. Die letzten beiden Alben XOXO und Hinterland katapultierten den smarten Westfalen an die Spitze der Charts. Der Druck und der Anspruch stiegen ebenso, wie die stetig anwachsende Fangemeinschaft von Genre übergreifenden Musiknerds. So wurden aus Clubshows große Hallen und aus großen Hallen wurden eigene Festivals. Endlich angekommen. Das Casper bzw. Benjamin Griffey dabei stets auf dem berühmt berüchtigten Boden der Tatsachen geblieben ist, verdankt er sicherlich auch seinem großartigen und professionellen Umfeld von Familie, Management, Label, Booking Agentur, Band und Freunden. Casper ist Teil des Mainstreams und doch eben irgendwie immer noch jemand, der eine gewisse Sparte verkörpert und in Hip Hop und Rap sowie in Rock, Metal und Alternative ein nicht unsympathischer Faktor ist. Ein Typ, der nach wie vor Musik bis ins Detail liebt und diese Liebe wie ein Elixier aufsaugt und benötigt, in seine Songs verfrachtet und sich als Eigentherapie verabreicht.
Lang Lebe Der Tod benötigte gemessen an den mittlerweile längst angekommenen zeitlichen Standards lange bis sehr lange zur Veröffentlichung. Der 2016 vollzogene Cut und Rückzug des geplanten Releases wurde zwar mit einem Knall serviert, jedoch ansonsten von allen Seiten respektvoll bewertet. Seit Hinterland war viel passiert, vielleicht zu viel. Dunkle Zeiten dauern für gewöhnlich oftmals länger und so nahm sich Casper die zu nehmenden Zeit. Fertig. Dass Lang Lebe Der Tod vom Thema her schwer verdaulich sein würde, war mit dem Video- und Songrelease des Titeltracks allen klar. Zwischen Tod, Verlust und Ängsten verkörpert Lang Lebe Der Tod aber auch viel Hoffnung. Zudem stellen neue Tracks wie Alles Ist Erleuchtet, Sirenen oder Wo Die Wilden Maden Graben (mit super musikalischen Break in der letzten Minute) einen mehr als deutlichen Weckruf und hält der Gesellschaft den bekannten Spiegel vor die Nase. Lang Lebe Der Tod beschreibt den wütenden und ausbrechenden Casper. Fort von den Geschichten der tätowierten Namen auf Herzen, der letzten Gang der Stadt oder den leeren Gläsern an der Theke. Die Gläser werden heute sicherlich auch noch leer, aber mit Diskussionen über Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Schrecken und Angst – übertrieben gesagt. Die Sensationsgier, das Gaffen und Gieren nach dem Leid Anderer, die Respektlosigkeit – Casper ist wütend und schmeißt den Tod als krassestes aller Mittel frontal vor seine Hörer. Und dazwischen? Da nimmt Casper seine Hörer in den Arm (Keine Angst) oder öffnet sich metaphorisch äußerst persönlich (Deborah). Klagt aber auch das System in dem er selber lebt an (Meine Kündigung). Die Beats bleiben caslike stets im Wechsel mit scharfen Snearschlägen, Gitarren und Synthesizern. Die Bassdrum wirbelt wie nie zuvor (Flackern, Flimmern) und die Bassläufe wirken druckvoller und prägnanter als jeher. Die Mixtour von Rap und Rock wird dezent mit Metal gefüttert. Dagegen flackert die Musik im Song Sirenen im harten Elektrobass oder driftet wie in Morgellon vom 80er Poprap hin zum Industrialrap. Lass Sie Gehen profitiert dagegen von der Wunderwaffe Ahzumjot und vom Charme Portugal. The Man’s. Ein krasser Song, der bei mir erst nach mehrmaligem Hören funktionierte – der leicht poppige Chartbeat, das Sing-A-Long von Kollege Ahzumjot und das mächtig blumige Outro von eben Portugal. The Man. Die verschiedensten musikalischen Facetten und Einflüsse waren stets ein Markenzeichen von Casper. Und so durchlebt auch Lang Lebe Der Tod verschiedenste Stile. Drangsal bittet zum Tanz in dem mehr als radiotauglichen Hit Keine Angst und Punk- und Performancekünstler Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) umarmt sich mit der aktuelle Wave/Indie Generation um Dagobert und SIZARR. Das ist schon heftig gut.
Lang Lebe Der Tod ist richtig gut geworden. Verbindet weiterhin Genres und deren Fans, verbindet Mainstream und Underground. Casper schiebt sich durch dieses Werk noch ein Stückchen weiter auf der Erfolgsleiter nach oben. Vor allem weil er an einem Punkt ist, an dem er längst erntet von dem, was er davor geleistet hat. Da kannst du auch mal eine raue und dunkle Platte machen. Wer hat nicht nach Veröffentlichung des Titeltracks im letzten Jahr “krass” gesagt? Casper scheute nie Cuts und Breaks. Lang Lebe Der Tod ist die Quittung, die wir verdient haben. Endlich angekommen und längst angenommen. Respekt.
- 02.09. Leipzig
- 03.09. Hamburg
- 04.09. München
- 05.09. Stuttgart
- 06.09. Berlin
- 07.09. Köln
Lang Lebe Der Tod Tour:
- 31.10.2017 – Münster, Halle Münsterland
- 02.11.2017 – Luxemburg (LU), rockhal
- 03.11.2017 – Zürich (CH), Samsung Hall
- 04.11.2017 – Stuttgart, Schleyerhalle
- 08.11.2017 – Hamburg, Sporthalle
- 10.11.2017 – Dortmund, Westfalenhalle
- 14.11.2017 – Wien (A), Stadthalle
- 17.11.2017 – München, Zenith
- 18.11.2017 – Frankfurt am Main, Festhalle
- 21.11.2017 – Leipzig, Arena
- 22.11.2017 – Bremen, ÖVB Arena
- 24.11.2017 – Berlin, Max-Schmeling-Halle
- 25.11.2017 – Hannover, Swiss Life Hall
- 09.03.2018 – Würzburg, S. Oliver Arena
- 10.03.2018 – Erfurt, Messehalle