Casavettes
Senselessness

Self Released / DIY LK
VÖ: 27.02.2019

Schon Anfang 2019 veröffentlichten die Iren Casavettes ihren Longplayer “Senselessness”. Bis heute läuft die Platte beständig bei mir über die Boxen. Ein Jammer, dass ich es nicht geschafft habe, mal eine Huldigung rauszuhauen. Denn das Debütalbum der aus Limerick im Norden Irlands kommenden Band ist absolut erwähnenswert. Der emobehaftete und deftige Alternative-Post-Rock besitzt gleichermaßen Züge eines radiotauglichen Rocks und dann immer wieder introvertierte Passagen, die sich eben vom breitem Spektrum abgrenzen. Der Opener “When People In Mind” sowie das anschließende “Hurry Up, We’re Gonna Die” spiegeln dies gleich zu Beginn wieder. Casavettes fabrizieren große Melodien und wissen anscheinend genau, bei welchen Klangfolgen die Synapsen im Kopf klick machen. Dabei wirken sie nie zu verspielt und drücken immer wieder auf die Bremse. Wenn dich als Emo und Post-Rock Fan solch grandiosen Songs wie “Paving/Flower” oder “Senselessness” nicht begeistern, muss was nicht mit meinen Ohren stimmen.

Das Album “Senselessness” beginnt äußerst einnehmend und begeisternd. Ein schüchterner Gesang, melancholisch, zerbrechlich mit einer leicht schnulzigen Melodie. Ein Stück Prawn hier, ein stück American Football da. Doch dann kommt die Macht des Breaks und der Song wird rasant zu einem Pogomassaker abseits jedweder Massenbewegung. Während du dich nach und nach und immer weiter in den Opener verliebst und bei den ersten Klängen von “Hurry Up, We’re Gonna Die” noch immer die Nachwirkungen spürst, katapultiert dich eben dieser nächste Track just in eine neue Eskalier-Phase. Hier sind die Breaks noch härter, der rockige Refrain noch massentauglicher und trotzdem ist es nicht das, was im Radio läuft. Es bleibt immer noch der Sound im Untergrund. Im kleinen Gewölbekeller, in dem nur eine Hand voll Nerds unkoordiniert und nur geführt von ihrem Herzen ihren Körper bewegen. Die Qualität reißt nicht ab. Mit dem atemraubenden und wunderschönen “Paving/Flower” zeigen Casavettes ihren introvertierten Emostil zum ersten Mal auf voller Songlänge. Der ‘goose bumps’ bringende Titeltrack “Senselessness” lässt mein Herz höher schlagen. Teile des düsteren Rocksounds erinnern an Human Tetris, die ähnlich wie Casavettes ein ausgeprägtes Feeling für feine Melodien haben.  In “Only Way To Heaven” werden im Refrain erste Referenzen zum Post-Hardcore laut. Generell bleiben Diarmuid O’Shea (g, voc), Michael Hennessy (b) und Stephen Ryan (d) jedoch bei ihrem melodieverliebten Emosound. Dieser findet in den düsteren Sequenzen von “Amber” und “Stones Thrown” ihren Höhepunkt. Das ist echt schwere Kost. Aber auch brutal schön, wenn zum Beispiel in “Amber” nach anderthalb Minuten der unglaubliche Noise einsetzt und es im Post-Hardcore Stil weitergeht. Das hat alles so viel Kraft und wirkt alles andere als dahingerotzt.

Im Jahre 2016 stellten Casavettes, die sich vermutlich nach dem gleichnamigen aber anders geschriebenen Fugazi Song benannt haben, ihre ersten Songs ins Netz. Bis zum Release ihres Debütalbums “Senselessness” in diesem Februar, wurden weitere EPs und Singles veröffentlicht. Die Band zählt sich selber zur DIY LK-Communtiy, die Do-It-Yourself Limerick Community. Ein 2017 gegründetes Independent Music Collective, um lokale Artists und Bands sowie Shows und Plattformen zu unterstützen. Ein physischer Release liegt meines Wissens von “Senselessness” noch nicht vor. Angesichts aber der äußerst gelungenen 9 Tracks, hätte ich da mehr als Bock drauf.

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