BULLY
Sugaregg
Sub Pop Records
VÖ: 21.08.2020
Sub Pop – Rock City. Ja, was Anfang der 1990er-Jahre ein ganz ordentlicher Schlachtruf aus Seattle war, gilt 30 Jahre nach dem großen Grunge-Boom, samt ausverkauf, nicht mehr ganz so uneingeschränkt. Umso schöner, dass das dritte Album von BULLY eine kraftvolle Mischung aus Grunge, Punk und Garage ist und beweist, dass weiterhin spannende Rockalben auf Sub Pop Records veröffentlicht werden.
BULLY starteten 2013 eigentlich als Band. 2020 ist es aber eher ein Solo-Projekt der Sängerin und Songwriterin Alicia Bognanno. Für ihr neues Album “Sugaregg” hat sie als Produzenten den Grammy-Preisträger John Congleton (St. Vincent, Sleater-Kinney, The War On Drugs, Modest Mouse) gewinnen können, der dem Album eine ordentliche Portion Power verabreicht hat. Und das, ohne dabei Ecken und Kanten glatt zu bügeln. Eine Tatsache, die ich bei den heutigen Produktionen immer als sehr positiv empfinde. Und auch die Backing-Band kann sich hören lassen. Neben Tour-Drummer Wesley Mitchell spielt auch Bassist Zach Dawes, der für seine Arbeit an den jüngsten Alben von Sharon Van Etten und Lana Del Ray bekannt ist, auf “Sugaregg” mit.
Musikalisch ist Sugaregg erstmal gar nicht so leicht zu packen. Bognanno schreit sich bereits beim Opener “Add It On” die Seele aus dem Leib. Sie erinnert dabei ein bisschen an die Rrriot Girls von Babes In Toyland oder auch alte L7. Es fehlt nur der Metal-Einschlag, den BULLY immer wieder gegen melodischere Parts eintauscht. Auch die kraftvolle Lead-Single “Where to Start” besticht durch wummernden Bass und treibendem Schlagzeug. Allerdings bleibt die Gitarre sehr Indie. Fans von Superchunk und Velocity Girls werden hier auf ihre Kosten kommen. Super Nummer.
Auf Albumlänge hat “Sugaregg” am Ende lediglich das Problem, dass Bognanno es nicht schafft das hohe Niveau über 12 Songs zu halten. Die als “introspektive PIXIES-hafte” bezeichnete dritte Single “Hours And Hours” finde ich ziemlich lahm und auch das treibende “Stuck In Your Head” nervt mich dann doch eher, als dass ich Produktion und Songstruktur irgendwie ansprechend finde. Davon ab ist das dritte Album von BULLY ziemlich gut geworden. Und in Zeiten, in dem wir eben nicht im kleinen Club Bier trinkend und schwitzend solchen Bands zugucken können, ist ein bisschen Live-Feeling auf der Couch auch ganz gut.