Brandtson
Letterbox
Steadfast Records
VÖ: 12.04.2019
Vor einem halben Jahr habe ich HIER bereits einen ausführlichen Artikel über Brandtson geschrieben. Nun veröffentlicht das von Gitarrist Matt Traxler betriebene Indie-Label Steadfast Records auch “Letterbox”, das Debütalbum der Band, auf Vinyl.
“Letterbox” erschien ursprünglich 1997: Die einzelnen Stücke haben zwar noch einen unterschwelligen Grunge-Sound, waren aber schon damals vom Aufbau und den einzelnen Arrangements meilenweit davon entfernt, nach Seattle zu klingen. Das Pitchfork-Magazin schrieb zur Veröffentlichung des Albums: “Letterbox features all the hallmarks of the emo sound. The approach is moody, the dynamics extreme, and the lyrics painfully honest.” Genau diese beiden Attribute haben mich damals schon umgehauen. Der Opener “Round 13” ist ein kleiner aggressiver Brecher, der die oben genannte Dynamik perfekt auf den Punkt bringt, durch die melodische Gesangslinie jedoch eine poppige Note bekommt. Ungestüm und rotzig und genau dadurch der perfekte Opener für ein Debütalbum, dem man anmerkt, dass darauf eine Band ihren finalen Sound noch nicht gefunden hat.
Fotos: Steadfest Records / Brandtson Bandcamp
Mit “Blindspot” folgt dann auch das, was Pitchfork als “painfully honest” bezeichnet: “I stand at the edge of the world and I cry. The rain beating down on my face as I try to swallow my fear of failing again. And wait for the clouds to break for the sun.” Jemand der wie ich immer wieder mit seinen Dämonen zu kämpfen hat, kann Textzeilen wie diese vollends nachvollziehen. Und auch wenn der Text letztendlich nicht unbedingt vor Zuversicht strotzt, so hat er mir immer wieder Kraft gegeben, wofür ich der Band ewig dankbar sein werde.
“Why can´t you understand that what you´ve done doesn´t have to be who you are.“ (aus “Days End”)
Aber auch objektiv betrachtet sind Songs wie das fast sechs Minuten lange “Nineveh” oder das fantastische “Days End” einfach großartige Stücke – auch wenn letztgenannter Song mit seiner extrem deprimierenden Grundstimmung sicherlich kein Hit für das nächste Mixtape sein dürfte. Trotzdem kann man hier bereits erkennen, wo die Reise der Band hingehen wird. Der zweistimmige Gesang noch etwas schroff, das Gitarrenpicking noch nicht im Vordergrund, und doch ist der Grundstein für die folgenden Alben gelegt.
Für Vinyl-Sammler, Emo-Nerds oder Brandtson-Fans sei darauf hingewiesen, dass Steadfast Records wieder ein paar schöne Bundles geschnürt hat. “Letterbox” erscheint das erste Mal auf Vinyl, ist auf 500 Exemplare (200 grün, 200 blau, 100 schwarz) limitiert und kommt in einem wirklich stilsicherem Gatefold. Das mir vorliegende Vinyl klingt sauber und druckvoll. Übrigens: Hatte ich erwähnt, dass ich diese Band über alles Liebe? Nein, dann sei es hiermit nachgeholt.
Brandtson – “Blindspot”