Bob Mould
Blue Hearts

Merge Records
VÖ: 25.09.2020

Vergangenes Jahr überraschte Bob Mould nicht nur seine Gefolgschaft mit seinem dreizehnten Soloalbum “Sunshine Rock”, das vor Zuversicht und Optimismus nur so strotzte und somit einen krassen Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben darstellte, welche stark von persönlichen Verlusten geprägt waren. Nun also erscheint mit “Blue Hearts” Soloalbum Nummer 14, bei dem Bob Mould erneut Jason Narducy und Jon Wurster an Bass und Schlagzeug zur Seite stehen. “Blue Hearts” kann man durchaus als den dunklen Bruder des fast schon beschwingt-fröhlichen Vorgängeralbums “Sunshine Rock“ bezeichnen, was wiederum Erinnerungen an die Veröffentlichung der beiden Sugar Alben “Copper Blue” und “Beaster” in den frühen 90er Jahren aufkommen lässt. Auch diese verhielten sich damals sehr konträr zueinander und stehen sich bis heute wie Ying und Yang gegenüber, während sie sich gleichzeitig ergänzen. Bereits mit den vorab veröffentlichen Songs “American Crisis” und “Forecast Of Rain” wird unmissverständlich klar, daß sich auf seinem neuem Album der Wind gedreht hat und er mächtig sauer ist.

Den Grundstein für das neue Album legte Mould bereits bei den Aufnahmen zu “Sunshine Rock”, als “American Crisis” wegen seiner Heaviness und starken politischen Aussage keine Berücksichtigung auf dem leichtfüssig daherkommenden Album fand (stattdessen nahm man den Shocking Blues “Send Me A Postcard”). “American Crisis” bildet somit den Kern des neuen und sehr direkten Albums, das neben wütenden Protestsongs (O-Ton Bob Mould: “the catchiest batch of protest songs I’ve ever written in one sitting”), auch einige sehr persönliche Momente bereithält (“When You Left”, “Everything To You” oder “Leather Dreams”).

Dargeboten werden die 14 neuen Songs im typischen Soundgewand, bei dem laute Gitarren, in zum Teil halsbrecherischen Tempo, gekonnt mit dem unverkennbaren mouldschen Gespür für Melodien und griffige Hooks gepaart werden. Soundtechnisch also alles beim alten möchte man meinen. Doch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den neuen Songs ist durchaus lohnenswert, macht doch Mould darin eindeutig seine Sicht auf die Dinge  – sei es nun der Klimawandel oder die politische Situation in den USA – klar. Mould nimmt kein Blatt vor den Mund und sieht es förmlich als seine Pflicht an, den Finger in die Wunden zu legen. Dabei entdeckt er in der heutigen politischen Entwicklung Amerikas starke Parallelen zu den Jahren der Reagan-Ära in den frühen 80ern. Damals wie heute vergifteten konservative Kräfte und radikale Evangelikale das gesellschaftliche Leben. Insofern sieht sich Mould bei der Arbeit an “Blue Hearts” stark von seinem jungen Ich aus dieser für ihn sehr prägenden Zeit, in der er mit Hüsker Dü aktiv war, beeinflusst. Im Gegensatz zu dem damals durch Entfremdung verunsicherten jungen Mann, mahnt Mould, der im Oktober seinen 60. Geburtstag feiert, heute nun selbstbewußt und auf eindringliche Art und Weise.

Musikalisch mag Bob Mould mit “Blue Hearts” weiterhin auf dem seit 2012 gemeinsam mit Wurster und Jarducy erfolgreich eingeschlagenen Weg zu wandeln (wenn auch zum Teil etwas aggressiver). Inhaltlich hingegen erweitert er sein an Höhepunkten nicht armes Œuvre eindrucksvoll um eine weitere sehr spannende Facette. Chapeau!

Apropos Œuvre….. Im Oktober erscheint bei Demon Records unter dem Titel “Distortion” ein Boxset, das Bob Moulds Solokarriere von 1989 bis 2019 dokumentiert. Erhältlich als 24 CD Boxset oder in Form von 4 verschiedenen Vinyl Sets, wobei Teil eins auf 8 LPs die Jahre 1989 – 1995 umfassen wird.

➤ Pre-Order Vinyl: Bob Mould - Blue Hearts

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