Belgrad
Belgrad
Zeitstrafe
VÖ: 01.09.2017
Nach den Pre-Listenings von Niemand und Osten veröffentlicht die Band Belgrad nun ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Das Album Belgrad eröffnet dabei einen lang vermissten Kosmos der zwischen Blumfeld, Kante, Spliff und Joy Division anzusiedeln ist. Obwohl die Band selber sagt, sich nur mit Anleihen aus Postpunk, New Wave und 80er Pop bedient zu haben, öffnet sie die mächtig verkopfte Schublade ganz von alleine. Treibende Songs, dessen Instrumentalisierung und lyrische Stimmung sich gegeneinander aufwiegen und derweilen bis in experimentierfreudige Klänge und Noise abdriften. Das klingt teilweise kalt, hart und metallisch – auf der anderen Seite wärmen dich die Stimmen von Stephan Mahler und Leo Leopoldowitsch unheimlich und versprühen trotz aller Melancholie und Betroffenheit sehr viel Mut und Energie. Textlich nehmen dich Belgrad mit in Momente voller Einsamkeit, Verlust, von Wünschen, Ostalgie und zwischenmenschlichen Gefühlen. Kein neuer Aspekt per se, verpackt aber in Songs wie Niemand, Fratze oder Westen tauchst du automatisch in Belgrads Empfindungsebene ein. Bestehend aus ehemaligen Mitgliedern der Bands Slime, Kommando Sonne-nmilch, Stalin vs. Band oder Torpedo Moskau vereinen Hendrik Rosenkranz, Ron Henseler, Stephan Mahler und Leo Leopoldowitsch eine Menge pop-kulturelle Leidenschaft und musikalische Erfahrung. Während Mahler in den 80er bei Slime startete, war Rosenkranz erst in den 2000ern mit Stalin vs. Band beschäftigt. Neben dem zeitlichen Aspekt hinsichtlich Alter, Erfahrung, Einflüsse und Aufwachsen, treffen mit Hamburger und Dresdner Punk ebenfalls zwei zusätzliche musikalische Sichtweisen bei Belgrad aufeinander. Das alles vereint, erzeugt in 45 Minuten und 8 Titeln eine äußerst kunstvolle und wohltuende Auszeit – in dieser du reflektieren, beobachten und nachdenken kannst. Über dein Empfinden nachdenkst, dich hineinversetzt in Songs wie Niemand, welches in seinem melancholischen Ausruf mit zum Highlight auf Belgrad gehört. Poetisch verpackt läutet Belgrad schon jetzt den Herbst ein. Eine der wohl bedeutendsten deutschsprachigen Alben in diesem Jahr.
Livetermine:
- 01.09.2017 Hamburg, Hafenklang (Goldener Salon)
- 02.09.2017 Berlin, Acud macht neu