Was für ein Tag! Und was für ein Privileg! Das Angst Macht Keinen Lärm Festival vom 7.September hängt anscheinend immer noch in den Knochen. Zumindest in den emotional angehauchten. Was ein Quatsch. Aber irgendwie ist so. Da will man wieder hin, das will man nochmal erleben und vor allem in die Gesichter will man nochmal blicken und die Leute nochmal treffen und besser kennenlernen. Das Familientreffen der hier ansässigen Rock- und Punknerds fand insgesamt zum fünften Mal statt. Dieses Mal gastierten Pascow, Turbostaat, Love A und Co. im Schlachthof Wiesbaden.
Schon etwas längere Zeit stand fest, dass ich meinen hochgeschätzten Angestellten und eigentlich viel besseren Schreiber Lasse Paulus, mit zu diesem Event begleiten werden würde. Ich durfte, sagen wir es so. Denn Lasse stellt einen Teil des Duos Schreng Schreng & La La dar – meist ist es die vernünftigere Hälfte. Und Lasse (Schreng Schreng) und sein Compagnon Jörkk Mechenbier (La La, sowie auch Gesangsakrobat bei Love A und Trixsi) wurden nur wenige Wochen vor dem Event, als immer gern gesehene Einheizer-Truppe zum Line-Up dazu gebucht. Ich ergriff die Chance und meldete mich freiwillig als Fahrer, Merchtyp, Kofferträger, Getränkehalter und guter Zuhörer. Von meinen schlechten Witzen wussten die beiden schon. Nicht aber von meiner neuen Rückfahrkamera, die später im neuen Bandfoto noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
So tingelte ich am frühen Samstag morgen nach Düsseldorf, um erst Lasse samt Gitarrenkoffer einzuladen und um dann später einen zum unser beider Erstaunen ausgeschlafenen und wachen Jörkk Mechenbier im Hotel abzuholen. Zwischen Hauptbahnhof und Red Light District luden wir die restlichen Sachen ins Auto. Ich bekam ein Werters Echte geschenkt, mit dem Hinweis, dass ab jetzt Jörkk mein Großvater sei. Zu putzig. Hätte er mal lieber seine Kreditkarte eingesteckt, anstatt die Bonbons. So verzögerte sich der Beginn der Fahrt ein wenig. Aber: Kein Problem. Mit zwei Sicherheitsfanatikern an Bord passiert nix, Herr Mechenbier. Peinlicher Zufall: Als ich den frisch polierten Wagen anschmiss, erklang irgendein Track von Schreng Schreng & La Las “Berlusconi” LP. Mit tosendem Lachen kasperte man mir ins Ohr: “Du Otto, und dann auch noch unser schlechtester Song!”.
Die folgenden Songs kamen von Menschen aus Bands wie Trio, Fugazi, Sedlmeir, Leto, Starship, Münchener Freiheit, Maffai und Maffay. Andere Künstler darf ich nicht erwähnen, denn diese wurden nicht nur kritisch beäugelt, sondern teilweise völligst auseinandergenommen. Man findet eben nicht alles gut. Das war dann recht amüsant und ich fand das alles jetzt schon total toll. So mit den beiden einfach mal eine Tagestour durchzuzuziehen und nicht nur abends auf ein Bier, die dann später nicht mehr im Kopf gespeicherten Gespräche zu führen und Quatsch zu machen. Imposant, wie Lasse Paulus Jörkk Mechenbier einfach beim Reden unterbrechen kann. Da ergänzt sich was und da hat sich zurecht etwas gefunden. Bei der ersten Raucherpause kam dann meinerseits die grandiose Idee, doch die Rückfahrkamera auszunutzen und für ein Foto in den “noch” hippen Netzwerken zu posten. Also was ganz Neues! Nicht grad mit Begeisterung versuchte man sich adäquat vor mein Heck zu hocken. Während die alten Männer sich in die Hocke begaben, betete ich, nicht von der Bremse zu rutschen. Aber alles klappte. Das Ergebnis: 1A Netzbilder zur Bespaßung! Aktueller Stand: 287 Likes auf Facebook. Total egal, aber wir freuen uns alle trotzdem.
Anderthalb Stunden vor Schreng Schreng & La Las Auftritt, eine Stunde vor Einlass also, kamen wir am Schlachthof an. Der Schrankencode funktionierte, ausgeladen und ab durch den Hintereingang mit Gitarre und Merchkoffer. Anscheinend war ich überhaupt nicht vorbereitet auf das, was kam: Turbostaat Schlagzeuger Peter Carstens drückte mich, Jan Windmeier sagte ‘Hallo’, Alex und Ollo von Pascow waren ebenso freundlich und registrierten irgendwie sofort, ‘Aha, der scheint dazuzugehören’. In meinen Erinnerungen bestäubte mich Pascows Merchmeister Peter mit Feenstaub. Ein wirklich zauberhafter Elf. Zusammen mit Love A und The Dead Sound kuschelten wir uns in einem separaten Backstageraum. Stefan, Karl und Dominik von Love A trudelten ein und es begann das große Drücken. Ex-Freiburg Mann Lars Bormann komplettierte die The Dead Sound Fraktion, deren anderen beiden Mitglieder ja Karl und Dominik sind. Ein kurzer aber angenehmer Smalltalk, ein obligatorischer Kühlschrankcheck. Mate gabs, Colamixgetränke auch. Auch Bier, aber ich hielt mich zurück, war ja auch Fahrer und musste mindestens noch eine kurze Fahrt durchführen. Das Auskommen ohne Alkohol viel angesichts der ganzen innerlichen Aufregung und der immensen Orga nicht schwer. Zumindest war das Wort ‘immens’ in meinem Kopf eingebrannt. Was zu tun war: Kurz checken wo die Schrengs und Las kurz nach Einlass spielen und wo der Merch hinkommt. Das hat dann sowieso alles Lasse gemacht und ich stand nur dabei. Wie ein dummer Praktikant kam ich mir vor. Naja, immerhin bin ich schlau und lieb und sehr stark. Vielleicht ein Vorteil.
Die Menschen strömten herein. Das Angst Macht Keinen Lärm öffnete pünktlich seine Tore. Unmittelbar vor dem Eingang der Halle standen dann Jörkk und Lasse und performten ihr halbstündiges Set. Ein Traumstart. Und so schien es auch bei den Festivalbesuchern anzukommen. In den ersten Reihen sah ich altbekannte Schreng Schreng & La La Fans und alle anderen gesellten sich dazu. Es war ja auch kaum zu vermeiden den Beiden nicht zuzuhören, versperrten sie doch mehr oder weniger den Eingang zur Halle. Worauf ich nicht vorbereitet war, war dass auf einmal eine Saite von Lasses Gitarre riss und ich irgendwie helfen musste und erst nicht konnte und auf einmal gefühlt im Blick aller Anwesenden war. Hallelujah. Letztendlich konnte ich doch helfen und hielt dann nach einigen Problemen die Gitarre mit frisch aufgezogener Saite so dermaßen blöde in der Hand, dass prompt noch ein Spruch von Mechenbier hinterher kam. So halb an der Box und am Tisch des benachbarten Posterstands von Antighost und Sieben Raben stand ich da, wie bestellt und nicht abgeholt. Die Gitarre so halb in der Luft haltend – sehr profihaft. Ich konnte und wollte sie aber nicht vernünftig abstellen. Der Tisch war von so ganz kleinen Pickern übersäht, die wiederum ihren Dienst im Posterhalten absolvierten. Ich wollte das gute Stück nur nicht zerkratzen und somit irgendwie meinen Job behalten. Naja, vielleicht sah es ja auch ganz witzig aus. “Plastik Fressen” ist nach wie vor ein Hit und bei “Spraypaint The Wall” sind sowieso alle immer dabei. Lasse schaute sich nachher die gedrehten Filmchen an und bekam im Nachgang abermals Gänsehaut. “Simon, guck mal wie viele Leute so früh schon da waren? Unglaublich.”
Ab ging es zum Merchstand. Der durch diverse Band- und Labelaufkleber zusammengehaltene Rollkoffer von Lasse hatte noch so einige 7inches und Langspielplatten parat. Die restlichen 3 Shirts waren im Nu weg. Und auch sonst: Die liebe Gemeinschaft des Festivals war anscheinend im Kaufrausch. Es war richtig viel los, was einerseits Stress bedeutete und nicht nur uns auf der anderen Seite natürlich total gefreut hat.
Nachdem wir den Restmerch bei den Profis von Love A deponieren durften, watschelten wir nach draußen zu The Dead Sound. Vorher hatten Turbostaat die kleine Bühne auf dem Vorplatz des Schlachthofes und damit auch das Festival mit einem Überraschungsgig quasi bühnenmäßig “eröffnet”. Als Karls Soloprjekt gestartet stieß schnell sein Love A Freund Dominik am Bass mit bei The Dead Sound ein. Zusammen mit Ex-Freiburg Mann Lars am Schlagzeug spielt das Trio richtig gut auf. Leicht dröhnender, monotoner Post-Punk, der einnehmen kann und den ich auf Platte wie eine Droge aufnahm. Auch live funktioniert das und wirkt sogar deutlich druckvoller. Wir, also Lasse, Jörkk und ich, nehmen ein paar Songs mit und machen uns dann auf Richtung Hotel zum Einchecken. Das ist eigentlich nur gute anderthalb Kilometer entfernt. Aber mit Gitarre und Koffern und allem Pipapo unterm Arm durch die Stadt zu laufen, auch nicht grade angenehm. Zudem wollten wir, das heißt eigentlich Lasse und ich, schnell wieder zurück und gucken und aufnehmen und hören beim Angst Macht Keinen Lärm.
Angekommen am Hotel weiß anscheinend die Rezeption schon was los ist. “Zu 90% sind hier Leute von eurem Festival” entgegnet uns der Rezeptionsmeister. Da ich in einem anderen Etablissement untergebracht bin, warte ich bei meinem ersten kleinen Bier an der Theke auf meine beiden Helden. Eins darf man ja. Ein kleines. Lasse ist wie besprochen nach einer viertel Stunde wieder unten. Am Treseneck des 3 Sterne plus Bunkers gesellt sich eine betagte Dame zu uns. Die anfangs nach Frau Etepetete ausschauende Dame bestellte sich aber um 16:15 Uhr locker ein Glas Weißwein. Aus Luxemburg kommt sie und feiert heute mit Freunden eine Hochzeit. Ich weiß nicht mehr mit welchem Song die Hotelhalle beschallt wurde, Lasse und ich stritten jedoch über dessen Qualität. Ich konnte dieses ausgenudelte Stück Musik nicht mehr hören und Lasse befand es als ganz große Popmusiknummer. Wenn wir beide ja eins ganz gut können, dann ist das meckern. Und oft sind wir gar nicht immer einer Meinung, haben aber eben oft ein ähnliches Verständnis. Jedenfalls sprach Lasse Frau Etepetete-in-cool an, was sie denn von dem Song halten würde. Wir wären uns uneins und bräuchten noch einen erfahrenen Tip. Doch die Dame hörte den Song leider gar nicht, so dass wir in der Unterhaltung sofort in einer Sackgasse angekommen waren. Na denn. “Wie lange geben wir Jörkk noch?” “Null, wir fahren.” “Ach komm, texte nochmal.” – Just kam aus Etage 5 die Antwort: “Fahrt schon vor. Kacke noch und telefoniere mit Hamburg. Freu mich über den Spaziergang.” Irgendwie wirkte das auch befreiend – vielleicht sogar für beide Seiten. Lasse und ich freuten uns also auf ein gemeinsames Bierchen und Punkrockmusik und Jörkk vielleicht auf etwas Ruhe.
So kamen wir zu Acht Eimer Hühnerherzen wieder zurück. Das Berliner Dreigestirn kommt live immens gut rüber. Johnny Bottrop am Bass, ein Riese von einem Mensch mit einem ebenso großen Herz. Der war sowieso den ganzen Tag über nur am Lächeln. Gelächelt hat auch Sängerin Apocalypse Vega und konnte einen damit so richtig verzaubern. Mit der Akustikgitarre hat sie das Publikum zudem voll im Griff. Die Songs sind flott und machen gute Laune. Wandeln zwischen Protest, Musikliebe und großem Interpretationsmöglichkeiten hin und her. Das wirkt. Finden auch alle Anwesenden und tanzen sich die Seele aus dem Leib. Und ganz entscheidend: Das Bier schmeckt, das Backstage, als auch das vorne. Immer wenn ich mir hinten was geholt habe und es in meinen Becher gekippt habe, war es vorne angekommen wieder leer. So fühle ich mich nicht ganz so als Schmarotzer und zahle wie jeder andere gerne die Getränke in der Halle.
Danach zog es mich zum Posterstand von Antighost und Sieben Raben. Marc von Sieben Raben kenne ich noch von meinen damaligen Pearl Jam Fanreisen. Wir hatten uns in der deutschen Pearl Jam Community kennen und mögen gelernt. Doch wie das Leben so spielt, kamen neben der örtlichen Entfernung auch noch Family, Freunde und der etwas ausklingende Pearl Jam Fanatismus dazwischen. Ich freute mich auf jeden Fall und wollte in Sachen Geld nicht aufhören was Gutes zu tun. Schon vor dem Schreng Schreng & La La Auftritt deutete ich auf das Love A Poster, welches ich gerne erwerben wollte. Kacke, Fettnäpfchen. Das Poster wurde von seinem Antighost Kollegen gezeichnet. Das Turbostaat Poster, das war von ihm. Auch gut. Ich zog es durch und ging mit dem Love A Poster unterm Arm Richtung Parkplatz und deponierte es zur Sicherheit im Fußraum meines Autos. Marc und ich sind trotzdem mit einem Lächeln auseinander gegangen und halten uns jetzt wieder öfter auf dem Laufenden.
Wieder zurück im Schlachthof kamen mir die ersten nervösen Gesichter entgegen. “Hast du Jörkk gesehen?” “Nur vor drei Stunden oder so, als ich ihn ins Hotel brachte.” Jörkks Kollegen waren indes schon beim Soundcheck. Gefühlt jeder, so bemerkte ich, war auf der Suche nach Herrn Mechenbier. Ich fing einfach mit an zu fragen und suchte derweil auch in den mir bekannten Ecken. “Hast du Jörkk gesehen?” wurde sowas wie das Guten Abend der Mainzelmännchen. Während Anton, Conni und Berti von der Bühne kamen und sich ebenfalls fragten wo denn der Det ist, sagte Fritzchen zu Edi: “Kannst du noch fahren?” – nee, moment. Während Karl, Dominik und Stefan von Love A vom Soundcheck von der Bühne kamen und sich ebenfalls fragten wo denn Jörkk ist, sagte Lasse zu mir: “Kannst du noch fahren?” “Nein, ich hab 6 Halbe auf. Das kann ich nicht machen.” Kurzerhand rief Lasse in den Cateringbereich, ob hier noch irgendjemand sei, der noch fahren könnte. Kein geringerer als Pascow Alex zeigte mit seinem dick verarzteten Zeigefinger (hierzu später noch was) auf. Was für ein Tag. Gut, dass ich sechs Bier getrunken habe, sonst würde Alex von Pascow jetzt nicht mein Auto fahren, dachte ich noch. Wir fuhren zu dritt die Strecke zum Hotel ab. Mittlerweile hätte Love A seit 5 Minuten auf der Bühne stehen sollen. Noch alles im Rahmen, da wird keiner unruhig. Jörkks Handy war aus, ans Zimmertelefon ging auch niemand. Auch seine Freundin in Hamburg wusste von nichts. Sie hatte aber noch mit ihm, nachdem er im Hotel eingecheckt hatte, gesprochen. Ich malte mir ja echt schon das Schlimmste aus. Nach einigen Minuten Fahrt, riefen wir Love A‘s Labeleltern von Rookie Records an, um sie zu informieren, wo wir sind und was wir machen. Über die Freisprechanlage im Auto kam dann zum Glück die Antwort: “Er ist da. Und schon auf der Bühne. Er hatte sich verlaufen.” Was für ein Otto. So fuhren wir wieder zurück. Alex parkte mein Auto sehr sorgfältig und saute es mit seinem verletzten Finger auch nicht voll. Lasse sprintete quasi direkt in die Halle und wühlte dann bei den schon spielenden Love A artig in der erste Reihe mit. So eine Anspannung musste erstmal wieder abgebaut werden. In front of dem Verursacher himself. Ich leistete mir den Luxus und konnte mich am Bühnenrand ganz in Ruhe hinstellen und dem Set genüsslich zuschauen. Dass das ganze von der Soundqualität nicht die Beste Idee war, war mir durchaus bewusst. Ich wollte aber einfach auch mal genau da stehen. Danke für diese Möglichkeit. Nach “Valentinstag” (zusammen mit Jan von Turbostaat), “Trümmer”, “Die Anderen” und ihrem Hit “Windmühlen” skandierten die Zuschauer noch Zugabe. Die hatte Jörkk dann aber zwischen Hotel und Schlachthof irgendwo in den Gassen Wiesbadens vergeigt. Besser gesagt war es das Versäumnis, sein Mobiltelefon aufzuladen. Bei 2% Akku und dem Öffnen der Kartenapp, die dem Mann mit dem doppelten K den Weg zeigen sollte, ging seine persönliche Datenbank nämlich einfach aus. Die anderthalb Kilometer entpuppten sich als langer, beschwerlicher und teilweise zu joggender Weg ins geliebte Showbiz.
Nach der Mechenbier-Suchaktion war ich schon fast wieder nüchtern, nach dem Love A Auftritt wohl wieder gut angeshakert. Turbostaat folgten auf der Hauptbühne. Mit einem übergroßem Banner als Backdrop und nostalgischer Glühbirnen-Einrichtung auf der Bühne fuhren die Flensburger stark und stilsicher auf. Das war schon groß. Und die Größe und auch die entgegenbringende Leidenschaft der Fans, war deutlich spürbar. “Ruperts Grün”, “Abalonia”, “Sohnemann Heinz” oder “Vormann Leiss” – der Feierlaune der Fans zu urteilen, waren das alles Hits. Ich bin ja gar kein so großer Fan, der Auftritt im Schlachthof hat aber schon echt begeistert.
Die nachfolgenden Pascow schaute ich mir aus der Ferne an. Auch hier war ich nach kurzer Zeit hin und weg. Ausstrahlung, Bühnenpräsenz und das Ganze in Kombination mit den treuen und wild mitmachendem Publikum – diese Band ist live einfach eine Wucht. Als wir gegen Mittag am Schlachthof ankamen, schüttelte es uns erst einmal, als wir hörten, dass Gitarrist und Sänger Alex sich mit einem Brotmesser die halbe Fingerkuppe abgeschnitten hatte. Auch noch ausgerechnet der Zeigefinger, der so genannte Barréfinger, der bei den ganzen Powerakkorden im Pascow-Punk nicht unwichtig ist. Alex selber schien am gefasstesten und lockersten zu sein. “Das klappt schon irgendwie. Nicht gut, aber das sollte funktionieren.” Und das tat es auch. Denn richtig angemerkt hat man der Show diesen Cut nicht. Für mich rockten “Jade”, “Äthiopien Die Bombe” oder “Wenn Mila Schläft” richtig gut. Wenn ich ganz ehrlich bin vernebelt die Erinnerung dann etwas. “Silberblick & Scherenhände” hab ich glaube ich nur noch so halb mitbekommen. Irgendwann hatte ich dann wohl auch Schnaps in der Hand. Es war auf jeden Fall eine riesengroße Party. Nach Pascows Party in der großen Halle, ging es nochmal kurz rüber ins Kesselhaus. Das war für viele allerdings ein kleines Ärgernis, denn das Kesselhaus ist gegenüber der Halle halt sehr klein. Der Kessel kochte über könnte man sagen. So voll war es als Deutsche Laichen das Nachtprogramm starteten. Picke packe voll. Nicht nur das Kesselhaus, sondern auch einige Besucher. So grade konnte ich mich noch auf den Beinen halten, als es erst Treppe runter und dann wieder Treppe rauf ging, um direkt hinter der Bühne im Kesselhaus auszukommen. In meinen Erinnerungen scheinen nicht all zu viele diese Option des Backstagepasses genutzt zu haben. Sei es drum. Ich konnte mich an die Kesselwand anlehnen und sah mir die hochgelobten Deutsche Laichen an. So krass hatte ich das gar nicht in Erinnerung. Der gesellschaftskritische und teilweise politische Pöbelpunk aus Göttingen hatte eine durchdringende Intensität. Ich empfand das alles äußerst nahe am Hardcore und grade das fand ich sehr gut. Neben dem Genießen und des innerlichen Feierns der Deutschen Laichen, musste ich mich allerdings auch darauf konzentrieren die Haltung zu bewahren. Irgendwie hat es geklappt. Deutsche Laichen schaue ich mir definitiv nochmal an.
Ich zog mich zurück nach oben und traf auf Dominik und Lars. Da keine Pinneken zum Greifen waren, tranken wir den Klaren halt aus den großen Bechern. Das Gespräch selber ist allerhöchstens nur noch vernebelt abrufbar. Und da ich in einem Alter bin, bei dem ich so langsam weiß wann Schluss ist, schlenderte ich irgendwann mit letzter Kippe im Mund zum Hotel.
Der Nachteil an so Hotelbetten bei mir: Richtig gut schlafen kann ich da nie drin. Das mag auch am überzogenen Konsum diverser alkoholischer Getränke gelegen haben. Jedoch war die Matratze so weich, dass es aussah wie die Bounty, wenn ich drin lag. Nun denn. Ich nutzte den späten Check Out gegen 12 Uhr und fuhr rüber zum anderen fünf Sterne Bunker, um Lasse einzusammeln. Den hatte ich irgendwann am Abend verloren oder ich konnte mich nicht mehr erinnern, dass wir überhaupt noch was zusammen gesehen hatten. Nach Turbostaat gingen wir getrennte Wege, oder? Die Rückfahrt war auf jeden Fall völligst entspannt. Das erste Resümee des Abends im Schlachthof fiel sehr gut aus. Wir waren mit allem zufrieden. Die Rückbank blieb diesmal frei. Jörkk nahm den Zug nach Hamburg. Irgendwie hab ich ihn ja schon ein wenig vermisst. Da das alles aber rückblickend ganz gut geklappt hat, denken wir alle bereits an eine Wiederholung.
Ein ganz dickes Sorry an BSi, Akne Kid Joe, Lügen, Maulgruppe und Duesenjaeger. Den Kommentaren im Netz zu urteilen waren auch eure Auftritte spitze. Beim nächsten mal hab ich auch ein Auge auf euch. Danke an das Angst Macht Keinen Lärm-Team für die Idee, das Festival, die Orga, das Essen und das stets freundliche Entgegenkommen, auch von Seiten der Security. Das hat sich wie ein Familientreffen angefühlt.