Angelo De Augustine
Tomb

Asthmatic Kitty Records
VÖ: 11.01.2019

Wie zerbrechlich kann Musik eigentlich sein? Irgendwann gibt es doch keine Steigerung nach unten mehr, oder? Es tut schon fast weh, wie groß und schwer Enttäuschung, Verzweiflung und Liebeskummer sein können. Ein Wahnsinn, dass es Künstler gibt, die daraus so wundervolle Momente kreieren wie es Angelo De Augustine in seinem neuen Werk “Tomb” macht. So am Boden zerstört, so aussichtslos, dass ein unverfälschter Eindruck des tiefsten Inneren ans Tageslicht kommt und darüber hinaus. Wie schon so oft bildet die Musik das Szenario einer Eigentherapie. Die Verarbeitung einer verlorenen Liebe und das nicht nur für den Künstler selbst, sondern auch für den Hörer. Glen Hansard sagte mir mal, dass er aus den traurigsten Liedern immer die größte Kraft ziehen kann. Dass das Leid und der Schmerz geteilt wird und dir fernab jeglicher Realität ein Moment beschert, der dein Herz ganz und gar einnimmt. “End Times” von den Eels behandelt das gleiche Thema und genauso wie damals bei den ersten Klängen von Mark Oliver Everett, kullerten auch beim Opener und Titeltrack “Tomb” von Angelo De Augustine die Tränen. Nicht, weil es mir grade ähnlich geht, sondern einfach weil das Gefühl und die Musik so unwahrscheinlich berührend ist und einen völlig überwältigt.

Das Album “Tomb” ist ein zeitloser Kampf gegen Liebeskummer, gegen Einsamkeit. Angelo De Augustine lässt seine verloren gegangene Beziehung Revue passieren. Mit tollen und sehr traurigen Momenten, mit begangenen Fehlern und den daraus schlussfolgernden Lehren. Das Schöne ist, dass dem Album anzumerken ist, wie es De Augustine geholfen hat. Dass es Hoffnung und das Aufstehen nach einer langen depressiven Phase gibt. Eben, dass die Aussprache Kraft gibt. Teilweise sprechen natürlich die Titel für sich. Allen voran “You Needed Love I Needed You” oder “I Could Be Wrong”, in denen De Augustine ungeschont mit sich selber ins Gericht geht. Der Schmerz des Alleinseins (“Somewhere Far Away From Home”) und das befreiende Gefühl des Loslassens (“Bird Has Flown”). Musikalisch ist “Tomb” nahezu perfekt umgesetzt. Ein angehauchtes Klavier, ein zarter Bass, eine Akustikgitarre, mal gezupft, mal geschlagen und dazu Angelo De Augustines weiche Kopfstimme. Das erinnert an Nick Drakes erst spät entdeckte Meisterwerke “Bryter Layter” und “Pink Moon” und sollte jeden Sufjan Stevens, Elliott Smith und Bon Iver Fan abholen können. Während “Time” schon fast ein radiotauglicher Hit mit Hookline ist, sind musikalische Highlights für mich eher das tieftraurige “You Needed Love I Needed You”, “Kaitlin”, “Wanderer” und “Somewhere Far Away From Home”. Letzteres strahlt einfach so wunderschön mit seinem dezenten Elektronikeinfluss. Es gibt so viele Momente auf “Tomb”, die die Zeit anhalten können, die alles ausblenden lassen und nur du und die Musik übrig bleiben. Wundern würde es mich nicht, wenn sich nicht hier und da ein Filmemacher bedienen würde. Nicht nur gemacht für die große Leinwand, sondern für jeden einzelnen persönlichen Soundtrack. “Tomb” transforms pain into beauty. Angelo De Augustine selber zum Album: “This album is at its core a prayer for hope and clarity, and a prayer for love.”

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