American Football
American Football (LP3)
Big Scary Monsters
VÖ: 22.03.2019
Wer hätte das Ende 1999 noch für möglich gehalten? Wir schreiben das Jahr 2019 und American Football veröffentlichen bereits Album Nummer 3. Nachdem die Band 15 Jahre lang auf Eis lag und trotz nur einer Platte neben Bands wie Mineral, Texas Is The Reason oder auch Sunny Day Real Estate zu den einflussreichsten Emobands gehörte, raufte man sich 2014 wieder zusammen und veröffentlichte 2016 Album Nummer zwei. Nun steht am kommenden Freitag das dritte Werk der gefühlsbetonten Musiker in den Läden. Natürlich wird auch dieses Album schlicht “American Football” heißen, auch wenn der Zusatz LP3 überall dazu addiert wird. Mike Kinsella, Steve Holmes, Steve Lamos sowie der 2014 hinzugekommene Cousin von Mike Kinsella, Nate Kinsella, schicken 8 neue Perlen in die Welt, um alle emoverliebten Herzen ordentlich zu füttern.
Und das gelingt dem Quartett äußerst stilvoll. American Football war schon immer verspielt, liebten die kleinen sich aufbauenden Themen und Strukturen und nahmen dem Emo und Post-Rock häufig die Wucht, um auf der sensiblen Seite dann alle Punkte einzufahren. Schon die Vorboten “Silhouettes” und das Duett “Uncomfortably Numb” mit Paramore Sängerin Hayley Williams übertrafen sich mit Eleganz. American Football klingen mittlerweile ganz schön glatt poliert und verlieren dadurch etwas den überraschenden Moment des Songwritings. Was aber irgendwie nicht schlimm ist, denn die 8 Songs auf LP3 sind allesamt äußerst harmonievoll und besänftigend. Gekonnt wird der alltäglichen Hektik der Wind aus den Segeln genommen. Ich stell mir vor, dass das Album im grade aufkommenden Frühling wundervoll funktionieren wird. Vielleicht ist es nach dem ersten Hören bei eingefleischten Emoveteranen noch ein wenig zu schnulzig. Wenn zum Beispiel die Flöte bei “Heir Apparent” erklingt und der Song im choralen Gesang ausfadet. Oder die diversen Stabspiele überhand nehmen. Geduldig sollte man sein, die Ruhe und Strahlkraft von “American Football” wirken lassen. Songs wie “Mine To Miss” eröffneten sich mir erst nach mehrmaligem Hören. Auch “I Can’t Feel You”, welches zu Beginn wie ein altertümlicher Meditationgesang wirkt. Sich dann aber schnell als Pinback Verschlag mit einem hauchzarten Feature von Slowdive Sängerin Rachel Goswell entpuppt. Zu erwähnen sind ohnehin die drei Features auf LP3. Das bereits erwähnte “Uncomfortably Numb” geht runter wie Öl und auch “Every Wave To Ever Rise” mit Land Of Talk Frontfrau Elizabeth Powell ist ein Highlight. Anzukreiden sind wie gesagt lediglich die mir fehlenden Überraschungsmomente. So fehlt vielleicht ein besonderer Kick. Nichtsdestotrotz ist “American Football (LP3)” ein sehr schönes Album geworden.