Ament
I Should Be Outside

Monkeywrench / Republic Records
VÖ: 10.08.2021

Der bisherige Output von Jeff Ament hat mich meist nur nebenher beschäftigt. Oftmals zu sperrig und zu konfus waren mir die Songstrukturen des Pearl Jam Bassisten. Das klang für mich oft gezwungen, nach einer Suche des perfekten Sounds zwischen Tom Waits, Mike Watt und King’s X. Immerhin sorgten Songs wie “Like A Salesman”, “Ulcer & The Apocalypse” oder “Moment Of Impact” für einige Lichtblicke. Denn starke Momente hat Ament eigentlich in gezähmten Bassläufen, in der Melancholie oder in der einen Sound- und Akkordstruktur, die einen Song vollends einnehmen kann. So steht bei seiner Hauptband Pearl Jam der Name Ament unter (meist unterschätzten) Songs wie “Nothing As It Seems”, “Pilate”, “Low Light” oder “Other Side”. Als jedoch im letzten Jahr Aments EP “American Death Squad” veröffentlicht wurde, wurde ich etwas hellhöriger und freute mich zunehmend auf den nun am Dienstag veröffentlichten Langspieler “I Should Be Outside”. Und das zurecht. Denn das mittlerweile vierte Soloalbum des Pearl Jam Bassisten ist sein bisher bester Output als Solokünstler.

“I Should Be Outside” ist geprägt von einer intensiven Schwermütigkeit. Zurückgezogen in seiner Heimat im US-Bundesstaat Montana, entstanden die Songs im stetigen Wechsel zwischen dem Musikschreiben und dem Malen von skurrilen Portraits. Die sich so entwickelnde persönliche Note der Songs, die Beziehung zwischen Song und Bild, ist nach meinem Hören dann auch deutlich zu spüren. Ament, der neben Pearl Jam auch noch in Bands wie Green River, Mother Love Bone oder Temple Of The Dog aktiv war, setzte sich in der Pandemie zum Maßstab jeden Tag entweder ein Bild zu malen oder einen Song zu schreiben. “…I was in art school before I was a musician, so I feel like I’ve gotten to go back and touch on that first love a little bit, which has just been a blast. It’s really just been a joy to go deep and come out with a document of the last year-and-a-half. I was driving my wife crazy saying, ​‘Hey, what do you think about this one?’” teilte Jeff Ament jüngst dem Kerrang! Magazin mit. 180 Bilder entstanden so und wohl auch der ein oder andere qualitativ grenzwertige Song, der es dann zum Glück nicht auf das Album geschafft hat.

In seinem neu angelegten Instagram-Account geht der fast 60-jährige Skateboardfan auf einige Hintergründe zwischen Portrait und Song ein. Im Falle von “Sweet Boy” kann das dann durchaus auch eine Hommage an seinen verstorbenen Vierbeiner Otis sein. Oder wie in “Despite All Odds” ist es eine Erinnerung an einen alten Freund aus Kindertagen, welcher trotz Widrigkeiten sein Leben meisterte, bis zum Schluss. Zu “For The Ones” schreibt Ament: “I don’t really believe this, but if you make it past 50, your life should really be a tribute to all the important people and creatures that got you here. So in a sense, you will meet their energy again.”

Die beiden vorab zu hörenden Songs “I Hear Ya” und “Bandwith” spiegeln die musikalische Bandbreite des Albums ganz gut wieder. Kontrollierte Energieschübe und musikalische Weckrufe, die zwischen all dem Kummer immer wieder den Kopf anheben und einen Durchatmen lassen. Die musikalischen Highlights sind bei mir aber andere Songs. Der Opener “Lightmoves” hat etwas Schwebendes und gleichzeitig Metallisches in seinem Klangteppich, der Lagerfeuerrock von “Passion Denied” ist äußerst gelungen und “Dead Ends” ist in punkto Düsterheit auf dem Album nicht zu überbieten und wirkt wie eine Alternate-Version des Soundgarden Klassikers “Black Hole Sun”. Von dem Suchen nach der perfekten Soundmischung zwischen den oben genannten Künstlern, rücke ich mit “I Should Be Outside” nun ab und sage, dass das eher in die Richtung Willy Mason oder Father John Misty geht. Trotzdem wird immer noch viel überlagert, viele Strukturen sind übereinander geschichtet, mit den unterschiedlichsten Einflüssen und Nuancen. Das macht Ament aber deutlich besser als bisher und findet von Durchlauf zu Durchlauf mehr und mehr Gefallen.

“I Should Be Outside” ist am 10. August digital erschienen. Das Vinyl (ebenso CD und Download) ist bisher nur über den Ten Club (offizieller Pearl Jam Fan Club) zu kaufen und wird mit Ende Oktober als möglicher Versandtermin angegeben. Ob und wann das Album auch bei uns erscheint, steht zur Zeit noch nicht fest. “I Should Be Outside” erscheint beim Pearl Jam eigenen Label Monkeywrench Records, die über die Zusammenarbeit mit Republic Records/Universal dann auch die Platten zu ‘uns’ befördern.

➤ Preorder: AMENT - I Should BE Outside

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